Korsett der Konventionen

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lesemöwe Avatar

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Eiskalte Atmosphäre herrscht zuhause bei Madeleine- es ist so kalt, dass sie sich immer, wenn sie nach Hause kommt, einen Pulli überziehen muss. Aber es ist nicht nur die Temperatur im Haus, die sie frieren lässt, sondern vor allem die Atmosphäre, die ihr Mann verbreitet. Er scheint über ihr komplettes Leben zu bestimmen und hat kein warmes Wort für sie übrig.
"»Warum«, fragte Phillip kühl und distanziert mit glitzernden Augen, »bist du dann noch hier? Vielleicht sollten wir uns gar nicht mehr die Mühe machen, Madeleine. Vielleicht sollten wir uns einfach scheiden lassen.«" (Seite 28). Schon die Art, wie er mit ihr spricht, zeigt seine Kälte ihr gegenüber. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass sie ihre Leidenschaft für das Malen völlig aufgegeben hat. Und diese kleine Flamme der Leidenschaft scheint gegen das Eis in ihrer Beziehung, ihrem Zuhause und ihrem Alltag zu arbeiten ...., als sie wieder zum Leben erweckt wird.

Dabei, ihre Träume wiederzufinden, ihr Leben wiederzufinden, ihre persönlichen Leidenschaften wiederzufinden, helfen Madeleine die alten Tagebuchaufzeichnungen ihrer Großmutter Margie, die sie auf dem Dachboden ihres Elternhauses findet, als ihre Mutter sich entschließt, es zu verkaufen, und es dafür ausräumt.

In dem Roman wechseln sich beide Handlungsstränge ab. Madeleine erzählt aus ihrem Leben aus dem Jahr 1999 und dann aus dem Leben ihrer Großmutter. Dazu passen die unterschiedlichen Erzählweisen: ihre eigene Geschichte erzählt Madeleine selbst in der Ich-Perspektive, die ihrer Großmutter wird in der Er-/Sie-Form erzählt, was natürlich das Szenario, das Madeleine die Geschichte aus den Tagebüchern und Briefen erfährt, wunderbar unterstützt.

Und je weiter man liest, desto mehr Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Frauen bemerkt man. Diese Parallelen bilden allerdings einen guten Kontrast dazu, dass sich die Frauen trotzdem unterschiedlich entwickeln. Während Margie sich schließlich in das konventionnelle Korsett der gesellschaftlichen Vorgaben ihrer Familie und Zeit fügt, schafft Madeleine es glücklicherweise, diese zu durchbrechen und ihr eigenes Glück zu finden.

Eine schöne Geschichte, die man, sobald man angefangen hat, zu lesen, nicht mehr aus der Hand legen kann, da man mit der sympathischen Hauptfigur Madeleine mitleidet und sich wünscht, dass sie es schafft, sich wiederzufinden.