Wenig überzeugend

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miss marple 64 Avatar

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Madeleine, eine junge Frau aus Amerika und die ein einem goldenen Käfig lebt, zieht für einige Wochen zurück zu ihrer Mutter, da sie sich in ihrer Rolle als Ehefrau eines erfolgreichen Geschäftsmannes nicht mehr einfügen möchte. Die Mutter ihrerseits ist gerade im Begriff, ihr Haus aufzugeben und in eine noble Seniorenresidenz zu ziehen. Madeleine hilft beim Umzug und findet auf dem Dachboden Tagebücher ihrer Großmutter, die diese im Sommer 1924 in Paris schrieb. Was Madeleine nun liest, lässt sie die elegante und fast unnahbare Großmutter aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen und ihr eigenes Leben neu in die Hand nehmen.
Ich konnte mich beim Lesen nur für den einen Erzählstrang, den aus dem Paris der zwanziger Jahre, erwärmen. Eine junge Frau, die sich mit den Zwängen der bürgerlichen Familie, ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen und einem ungeliebten Ehemann arrangieren sollte, verlässt als Begleiterin ihrer jüngeren Cousine Amerika, um auf eine Art Bildungsreise nach Europa zu gehen. Schnell löst sich die Cousine von ihr und geht ihrer eigenen Wege und Margie erlebt Paris, wie sie zuvor noch nie etwas erlebt hat. Hier ist die Geschichte auf dem richtigen Weg und führt den Leser in die Zeit der Goldenen Zwanziger, mit dem ganzen Lebenswillen einer jungen Generation, die gerade einen Krieg überstanden hat.
Madeleine und ihr Leben kann ich nicht nachvollziehen. Sie ist keine junge Frau der 1990er Jahre, die z. B. frei ihren Beruf wählt, sie lässt sich von ihrem Mann bevormunden und in diesen goldenen Käfig stecken. Erst am Schluss gelingt es ihr, für sich Entscheidungen zu treffen. Sie konnte mich nicht überzeugen. Ihre Welt, ihre gesellschaftliche Stellung mit Debütantinnenbällen und Charity- Veranstaltungen, als hübsches Anhängsel eines erfolgreichen Geschäftsmannes liegt mir sehr fern und deshalb konnte ich keinen Zugang zu ihr finden.