Herrin der Gezeiten

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Mit ihrem Buch "Zu wahr, um schön zu sein" hat Gabrielle Engelmann, die als freiberufliche Autorin in Hamburg lebt, einen neuen Wohlfühl-Roman zum Lächeln und Lachen vorgelegt.

»Wenn etwas kaputt ist, muss man es reparieren!« 45 Jahre lang hat Caro Oldendorff nach diesem Motto ihr Leben ausgerichtet – bis die Hamburgerin ausgerechnet am Tag ihrer Silber-Hochzeit urplötzlich vor den Scherben ihrer Ehe steht. Und das Leben hat noch mehr in petto: Caro verliert nach dem Mann auch noch ihren Job, ihr 15-jähriger Sohn Felix baut ordentlich Mist und Caros esoterisch angehauchte Hippie-Mutter kommentiert all das mit nervigen Kalendersprüchen. Zum Glück sind Caros beste Freundin Sylvia und die Lotsenwitwe Hedwig zur Stelle, um mit Humor und guten Ratschlägen Caros Kampfgeist zu wecken. Denn wenn etwas unwiderruflich kaputt ist, muss frau es schließlich irgendwann ersetzen, oder nicht?

Das kunterbunte Cover fällt aus dem Rahmen des Üblichen. Denn es ist eine gewagte Kombination von Bildern und Abbildungen, wie man sie aus Comics kennt. Auf einer blauweißkarierten Decke steht ein Picknickkorb, der alles für einen romantischen Ausflug zu zweit enthält. Sogar an eine Flasche Sekt und zwei Sektflöten ist gedacht worden. In dieses Foto arrangiert worden sind zentrale Motive, die in dem Roman "Zu wahr, um schön zu sein" wiederkehren. Hierbei handelt es sich um einen Anker, einen Rettungsring, zwei Enten, eine Espressokanne, eine Möwe, Sonne und Regenwolken.

Der Roman "Zu wahr, um schön zu sein" spielt in Hamburg; er atmet das maritime Flair und der Leser lernt viele Sehenswürdigkeiten der Hansestadt sowie einige kulinarische Highlights kennen.

Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Caro Oldendorff erzählt. Sie ist eine bodenständige, sympathische Protagonistin, die man gern zur besten Freundin hätte. Alles andere als perfekt, kämpft sie mit den täglichen Widrigkeiten des Lebens und führt lustige Zwiegespräche mit Renato Bialetto, ihrem geliebten Espresso-Kännchen. Nachdem ihr Liebesglück versenkt worden ist, muss sie die Initiative ergreifen. In der Liebe erleidet sie häufig Schiffbruch, auch im Beruf muss sie die Segel setzen lernen. Im Laufe des Geschehens wird sie zur stolzen Kapitänin auf ihrem eigenen Schiff und steuert es geschickt durch alle Stürme des Lebens. Für meinen Geschmack ist sie etwas zu gut für diese Welt, wenn sie ihrem untreuen Ehemann, der sich ausgerechnet zu ihrer Silberhochzeit geoutet hat, Obdach in einem auf ihrem Grundstück gelegenen Gartenhaus gewährt, als sein Liebesglück mit Thorsten in gefährliches Fahrwasser gerät.

Auch die anderen Protagonisten sind glaubhaft gestaltet worden. Dies gilt vor allem für Felix, der gerade mitten in den Pubertätswehen steckt. Auch Flora, die esoterisch angehauchte, schräge Hippie-Mutter von Caro, war mir sofort sympathisch. Hin und wieder benimmt sie sich etwas gewöhnungsbedürftig, aber sie hat das Herz auf dem rechten Fleck - und darauf kommt es im Leben an.

Jedes Buch braucht seine Zeit, und in Zeiten einer Pandemie sehnt man sich nach einer heiteren, optimistisch stimmenden Lektüre. Alle Bücher von Gabriella Engelmann garantieren gute Unterhaltung für zwischendurch. Auch ihr neuer Roman "Zu wahr, um schön zu sein" hat mich überzeugt. Ein wirklich gelungenes Buch!