Zum Abschalten und Schmunzeln

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elke seifried Avatar

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„Des isch a Kataschtrophe.“, ist der Aufschrei von Schwiegermutter Maria, und das ist es nicht nur für sie. Bei der geplanten Überraschungsparty zur Silberhochzeit mit Erneuerung des Eheversprechens bricht vor allem für Caro eine heile Welt ein. Wollte sie ihrem Matthias weitere Treue schwören, verkündet der ihr gemeinsam mit der neuen Flamme das Aus der Ehe. Den Rest vom Wochenende bei ihrer besten Freundin verbracht und von der aufgefangen, sind die ersten Tränen versiegt und Matthias aus dem Haus. Kopf hoch wird Caro allerdings alles andere als leicht gemacht. Denn bei ihrem Job in der Altonaer Bücherei, kommt sie gar nicht mehr zum Arbeiten, dort heißt es. „Dann komme ich am besten gleich zum Punkt. Wir haben von der Zentrale der Bücherhallen die Anweisung bekommen, Personal einzusparen.“

Als Leser lernt man Caro bei ihren Vorbereitungen zur Silberhochzeit kennen und erlebt dann auf der Feier den Schock mit ihr. Man darf sich mit ihr von Sylvia trösten lassen und dann heißt es nach der Kündigung zu versuchen, das Leben wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Bewerbungen schreiben, Jobsuche, einen finden, Schwärmereien und ab und an auch ein Date mit einem Mann, der sie „emotional so durcheinander gewirbelt, als sei ich Buntwäsche im Schleudergang.“. Zudem darf man mit ihr ganz viel gemeinsame Zeit mit Viktoria verbringen, was mehr als deutlich demonstriert, wie wichtig und toll Freundschaft ist, muss sich mit der Hippie Mama herumschlagen und auch Sohnemann Felix sorgt für einige Aufregung, die Caro nicht so einfach „wegatmen“ kann, wie ihre Mutter Flora. Und wer denkt Ehemann Matthias und dessen neue Liebe und Familie hätte sie jetzt wenigstens von der Backe, der irrt gewaltig. Mehr will ich gar nicht verraten.

Der kurzweilige, amüsante Schreibstil der Autorin liest sich locker, leicht. Die kurzen Kapitel, die alle mit einem Titel, der neugierig macht und der von ansprechenden, maritimen Vignetten umrankt ist, sind im Nu verschlungen. Sie beschreibt sehr anschaulich und so hat man z.B. das Gefühl selbst mit am Elbstrand sitzen zu dürfen oder hat auch in der Elbphilharmonie die peinliche Situation, dass das kurze Schwarze, auf einmal so angenehm viel Raum zum Atmen bietet, deutlich vor Augen. Mit ihren pointierten Formulierungen, da wird schon mal ein Gesicht gemacht, „als würde ich ihn zwingen in eine Nacktschnecke zu beißen“, wird der Beschreibung eines Rockes, dessen Saum bis kurz übers Knie geht, der erklärender Satz „ (bald muss ich auf unter umschwenken, denn meine Knie sehen aus wie Hefeteig, auf dem jemand herumgedrückt hat.)“ in Klammern hinterher geschoben, oder es heißt beim Thema vegetarische Ernährung, „Ich spiele eher im Team Chips und Schokolade. Aber natürlich esse ich auch Salat und Gemüse, nicht dass hier ein falsches Bild entsteht.“. „Man muss nur ein bisschen auf sich achten, nicht zu zaghaft sein und vor allem kein Beige tragen, Merk dir das.“, auch Mutter Floras Ratschläge haben mich oft zum Schmunzeln gebracht. Auch wenn Themen wie Homosexualität, Dating-Plattformen und ihre Macken sowie Freundschaft und Familienzusammenhalt mit einfließen bzw. angerissen werden, habe ich den Roman eher als locker, leichte Unterhaltung zum Abschalten empfunden, aber mehr habe ich mir auch nicht erwartet.

Caro war mir von Anfang an sympathisch. Auch wenn ich vielleicht oft anders gehandelt hätte, konnte ich mich stets in sie hineinversetzen und nachvollziehen. Richtig gut hat mir auch ihr Verhältnis zu Sylvia gefallen. Die beiden Frauen sind stets füreinander da und die Bezeichnung Freundschaft ist mehr als verdient. Da könnte man fast neidisch werden. Unter den Nebenfiguren konnte ich mich über die flippige Mutter Flora am meisten amüsieren. Außerdem zeigt die vielleicht auch ganz besonders deutlich, wie sehr man sich beim Einschätzen von Menschen täuschen kann. Seine Meinung noch einmal überdenken muss man auch beim einen oder anderen weiteren Mitspieler. Erwähnen möchte ich auch noch die lebenskluge Vermieterin Hedwig mit ihrer liebenswerten Art, die den Roman bereichert hat.

„Hamburg ist eine Hafenstadt und das Tor zur Welt. Offen, freundlich und einladend für Fremde, die später zu Freunden werden können.“ Ich liebe Hamburg, die Autorin tut es wohl auch und so darf man beim Lesen einen kleinen Kurztrip in die schöne Stadt unternehmen. Im Portugiesenviertel bummeln und lecker essen, von der Villa am Elbstrand einen tollen Ausblick auf die Ozeanriesen, die den Hafen verlassen, haben, an den entlang Landungsbrücken schlendern und natürlich darf auch ein Besuch der Elbphilharmonie nicht fehlen. Da werden Reiseträume wach.

Alles in allem bekommt man hier eine kurzweilige, amüsante Geschichte geboten, die einem die ideale Unterhaltung für einen gemütlichen Sofaabend zum Entspannen liefert. Mit den richtigen Erwartungen rangegangen, gibt es da für mich auch noch fünf Sterne.