Schöne Familiengeschichte

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lilalinchen Avatar

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"Zuckerbrot" von Balli Kaur Jaswal dreht sich um die Protagonistin Pin, eine junge Punjabi, die gemeinsam mit ihrer Familie in Singapur lebt. Obwohl Singapur eigentlich als multikulturelle Stadt bekannt ist und Menschen aller Religionen und Herkünfte in der Stadt zusammentreffen, sieht sich Pin mit Ausgrenzung und Rassismus konfrontiert. So wird sie etwa von ihrem Schulbusfahrer täglich angegriffen und ausgegrenzt und auch in der Schule hat sie es aufgrund ihres Status und der Tatsache, dass sich ihre Eltern den Schulbesuch nur mit einem Stipendium leisten können, schwer. Wäre das nicht schon genug für ein so junges Mädchen, muss Pin auch mit familiären Herausforderungen zurechtkommen. Jeder erzählt ihr, dass sie niemals so werden darf wie ihre Mutter - eine Aussage, die Pin absolut nicht nachvollziehen kann. Ihre Mutter ist begeisterte Köchin und drückt sich selbst durch die vielen bunten Gerichte aus, die sie für ihre Familie schafft. Als dann plötzlich Pins kranke Großmutter zur Familie zieht, werden Geheimnisse aufgedeckt, die Pins Meinung von ihrer Familie verändern könnten. 

"Zuckerbrot" zeichnet ein sehr authentisches Bild des Lebens in Singapur und drückt Pins Gefühle und Gedanken sehr verständlich und realistisch aus. Man bekommt großes Mitleid, wann immer sie ausgegrenzt und angegangen wird und möchte sie manchmal einfach in den Arm nehmen und sie trösten. Die Familiengeschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt und ermöglicht uns so einen Einblick in die Kindheit und Jugend von Pins Mutter und den Ereignissen dieser Zeit. Zudem werden auch gesellschaftliche Themen wie Rassismus, Sexismus und Klassenkonflikte in "Zuckerbrot" angesprochen und mit viel Fingerspitzengefühl, aber sehr nachvollziehbar verarbeitet. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. So sind die Charaktere alle schön und nachvollziehbar gestaltet - man fühlt mit ihnen mit und entwickelt gleichzeitig eine Abneigung gegen so manche Personen in diesem Buch. Der Schreibstil ist am Anfang etwas schleppend und es dauert ein bisschen, bis man sich in die Lektüre eingearbeitet hat, aber danach hat man ein sehr schönes Leseerlebnis und taucht in eine neue Kultur und ein ganz neues Land ein.