David, David und David

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adelheid von buch Avatar

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Der Brief des Verlegers vorn im Buch hat bei mir hohe Erwartungen geweckt. "Wer 'Zum Paradies' liest, den wird es durchrütteln und aufwühlen." Ich las diesen Brief nochmals, nachdem ich die Lektüre des Buches beendet hatte. Nun kam ich zu dem Schluss, dass er nur suggeriert, was der Leser von dem Buch denken soll.
Es handelt sich um drei Geschichten, die jeweils 100 Jahre auseinanderliegen sollen.
In der ersten Geschichte geht es um einen jungen homosexuellen Mann namens David, der mit seinem Leben nicht zurecht kommt. Er ist abhängig von seinem Großvater, der alle Dinge für ihn regelt. Er verliebt sich in einen windigen Burschen, einen mittellosen Musiklehrer, mit dem er aus der Sicherheit, die er auch als Gefangenschaft empfindet, in eine ungewisse Zukunft flieht. Der Text ist ziemlich weitschweifig, aber es gibt einen Handlungsfaden, dem ich folgen konnte.
Die zweite Geschichte beinhaltet eine ähnliche Situation: Ein homosexueller junger Mann namens David lebt mit einem deutlich älteren Mann, der alles für ihn regelt, in einer Partnerschaft. Dass diese Geschichte 1993 spielen soll, wusste ich aus dem Klappentext. Warum dann die Geschichte von Davids Vater erzählt wird, habe ich nicht verstanden. Und sie wird lang und sehr sehr breit erzählt. Kaum ein Grashalm, kaum ein Staubkorn, kaum ein Atemzug bleibt unerwähnt. Der Verleger schreibt: Hanya Yanagihara weitet die Grenzen des Romans, ... Auf Seite 381 hat mich das Buch verloren.
Die dritte Geschichte habe ich dennoch zu lesen versucht. Es ist die Geschichte eines Ehepaares, diesmal im Jahr 2093, was tatsächlich von Anfang an klar benannt ist. Auf die genüsslich ausgewalzte und wieder sehr detaillreiche Ausmalung eines Horrorszenarios konnte ich mich dann aber doch nicht einlassen.
Es fiel mir auf, dass sich die Autorin kaum in der jeweiligen Gegenwart bewegt. Es gibt viele Plusquamperfekt- und Futur 1-Formulierungen. Ständig geht es darum, was einmal war und was später einmal sein würde.
"Zum Paradies" möchte ein literarisches Meisterwerk sein. In meinen Augen ist es das jedoch nicht. Es gibt nur wenige Bücher, die ich nicht bis zum Ende gelesen habe. Dieses hier gehört leider dazu.