Drei Geschichten

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„Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara ist nicht ein Roman, es sind gleich drei. Alle hängen zusammen, könnten aber auch eigenständig bestehen. Die Geschichten haben Gemeinsamkeiten, jede für sich genommen ist außergewöhnlich. Jeder Teil des Romans spielt in einem anderen Welt, aber am selben Ort. Im ersten Teil ist New York unabhängig und die Menschen genießen viele Freiheiten; die Bedeutendste ist, den*die lieben zu dürfen, den*die man möchte. Gleichgeschlechtliche Ehen sind normal und dass diese Ehepaare Kinder haben ebenso. Zu lieben, wird dadurch aber nicht einfacher.
Der zweite Teil spielt 100 Jahre später und ist seinerseits in zwei Teile geteilt. Es geht um David, der mit einem älteren Mann zusammenlebt und eigentlich aus Hawaii stammt. Erst wird aus seiner Perspektive erzählt, später aus der seines Vaters, der nie richtig eigenständig leben durfte und dann konnte.
Der letzte und längste Teil des Romans spielt in der Zukunft und ist erschreckend. New York wie man es kennt, existiert nicht mehr. Es ist in Zonen aufgeteilt und eine Pandemie jagt die nächste. Wissenschaftler*innen arbeiten daran, das massenhafte Sterben einzudämmen. Erzählt wird von Charlie, die eine der Krankheiten in ihrer Kindheit überlebt hat, aber noch immer unter den Folgen leidet. Zwischendurch kommt ihr Großvater in Briefen an einen Freund zu Wort und verdeutlicht die Entwicklung über die Jahrzehnte hinweg.
In jeder Geschichten geht es um Liebe und Freiheit, um die Umstände in denen Menschen leben können, was sie alles aushalten und akzeptieren. Jede in ihrer eigenen Form, mit ihren eigenen Kontrollorganen und Bestimmenden.
Es ist ein Epos, zwischenzeitlich etwas langatmig, aber dann wird man wieder eingesogen, gerade im letzten Teil, der mich am meisten mitgenommen hat, weil so unsere Zukunft aussehen könnte. Erfrischend fand ich, dass Liebe unabhängig von Konvention betrachtet und Hautfarbe in jede Richtung definiert wird. Es ist jetzt schon eines der wichtigsten Bücher dieses Jahres.