Drei Szenarien, drei Leben, dreimal die gleiche andere Welt

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bigz Avatar

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Dieses Buch 'zum Paradies', es besteht aus drei Teilen, drei Geschichten, jeweils um 100 Jahre versetzt, an demselben Ort und selbst die Namen wiederholen sich .
Da ist die Vergangenheit, 1893, die aber mit den vergangenen Zeiten unserer eigenen gelebten Welt nichts zu tun hat. Hier ist den Menschen, zumindest wird es so propagiert, ein sehr freies Leben möglich, in der gleichgeschlechtige Partnerschaften zum normalen Gesellschaftsbild gehören. An einer solchen Partnerschaft dürfen wir Anteil nehmen und uns selbst ein Bild davon machen, wie gleich die Menschen in nicht nur dieser Hinsicht waren oder auch nicht.
Teil 2, das Leben im Jahr 1993, steht für die Gegenwart. AIDS hat Einzug in die Gesellschaft gehalten. Es wird viel gelitten und gestorben. Wieder steht eine gleichgeschlechtliche Liebesbeziehung im Focus der Geschichte. Es ist kompliziert und die Vergangenheit eines der Protagonisten liegt belastend über ihrer Partnerschaft.
Und dann die Zukunft, wir schreiben das Jahr 2093, ein totalitäres System beherrscht das Leben, Seuchen und Pandemien zwingen die Menschen vollends in die Knie. Wir treffen hier auf eine junge Frau, die trotz dieser Lebensumstände, die zudem noch die Scheinehe mit einem homosexuellen Mann beinhaltet, versucht, es zu finden, ein eigenes Leben, einen Weg zu ihrem Paradies.
Denn das ist es, was hier alle und alles verbindet, die Sehnsucht, das unbedingte Bestreben nach dem eigenen kleinen Stückchen Paradies, das aufrecht hält, das einen hoffen lässt, trotz der Düsternis gerade im dritten und auch besten Teil dieses Buches, dieser Zukunft, die in vielem so verdammt nahe dran ist an dem, was wir mit der Corona-Pandemie im Moment selbst erleben.
Um diesen Roman in seiner Gesamtheit als Meisterwerk bezeichnen zu können, muss, zumindest ich, ihn wohl noch etwas sacken lassen. Gerade im zweiten Teil hat es einem die Autorin mit ihren langen Ausschweifungen nicht gerade leicht gemacht, aber irgendwie macht auch das Sinn und erfüllt einen Zweck für eben das Ganze. Beeindruckend, literarisch gut aufbereitet und sehr schwer wieder aus dem Kopf zu bekommen, das bleibt, neben der zunehmenden Düsternis, auf die dieser Roman zusteuert. Und trotzdem sieht man, will man sehen, dass es da auch Hoffnung gibt, für die Menschen, durch ihre eigene Menschlichkeit.
Also auf jeden Fall lesen und nicht so schnell aufgeben dabei, es lohnt sich.