"Ganz schön viele Davids"

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"Das sind ganz schön viele Davids."

... ja, Hanya, und ganz schön viele Charlies... und Edwards. Überhaupt: ganz schön viel Verwirrendes, was uns die Autorin da vorlegt (manchmal auch zumutet).

Ich muss zugeben, dass ich mich durch "Zum Paradies" nur kämpfen konnte, indem ich die 3 Sektionen, wirklich auch seperat gelesen habe, inklusive Lesepausen zwischen den einzelnen Geschichten. Hach, kompliziert blieb es für mich trotzdem: einen Zeitraum von 200 Jahren mit verschiedenen Varianten eines Hauptthemas zu beschreiben, mit wiederkehrendem Ort und Namen, in dem immer wieder internalisierte Scham und Schuld thematisiert wird... klingt nach schwerer Kost.

Die Teile schwanken zwischen Utopie, Historischem Roman und Dystopie, und sind für sich genommen eher seltsam. Zusammengenommen funktionierte "Zum Paradies" für mich dann aber wieder. Es liest sich trotz der eher düsteren Themen erstaunlich flüssig, ja sogar schnell. Wahrscheinlich ist genau das, mein Problem. Wo ich bei "A Little Life" noch lange mitgelitten habe, lässt mich "Zum Paradies" nach dem Lesen eher neutral zurück. Keine Taschentücher nötig, kein großes Nachdenken, keine Trost-Schokolade. Manche Teile gefielen mir besser als andere - besonders die Sektion mit historischen Dialogen fand ich, schon allein sprachlich gesehen, wenig überzeugend. Am Ende blieben für mich persönlich zu viele Aspekte diffus und offen.

Ich hatte ein paar schöne Lese-Nachmittage, aber eben auch nicht mehr. Da passt es ganz gut, dass Yanagihara sagt, sie schreibe nur für sich selbst. Diesen Erfolg/Luxus in der heutigen Literaturlandschaft kann man nur neidlos anerkennen.