Irdisches Paradies

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Drei Generationen, drei Geschichten und eine quälende Suche nach dem persönlichen, irdischen Paradies.

1893: Ein wohlhabender junger Mann lehnt die Ehe mit einem angesehenen Verehrer ab und sucht sein Glück stattdessen bei einem mittellosen Musiklehrer, der ihn aus seiner tristen Umgebung holen will.
1993: Ein junger Hawaiianer lebt inmitten der AIDS Epidemie mit einem älteren, reichen Mann zusammen, der nichts von seiner Vergangenheit und der seines Vaters weiß.
2093: Seuchen haben ganz Amerika zerrüttet und eine junge Frau versucht ihr Leben in dieser unsicheren Welt zu meistern.

Da ich bereits Hanya Yanagiharas andere beiden Bücher "Das Volk der Bäume" und "Ein wenig Leben" gelesen hab, wusste ich auf was ich mich einlasse. Das Buch ist eine Wucht. Sowohl inhaltlich als auch aufgrund der Länge - über 900 Seiten auf denen es für den ein oder anderen Leser sicher so scheint als würde rein gar nichts von Bedeutung passieren, die aber für andere eine ganze Welt beinhalten.
Auf Yanagiharas Bücher muss man sich einlassen, sich Zeit dafür lassen, um zu gewährleisten, dass sich ihr volles Potenzial enthüllt.
Zugegebenermaßen hatte dieses Buch anders als die beiden Vorgänger auch für mich seine Längen, was aber zum größten Teil daran lag, dass das Buch in 3 Teile mit verschiedenen Charakteren unterteilt ist und dadurch in meinen Augen einen doch deutlichen Bruch darstellt. Anfangs wurde mir nicht ganz klar, wie diese Handlungen zusammenpassen, was genau der rote Faden ist (abgesehen von den Namen, die sich immer wieder wiederholen) und wieso Hanya sich dazu entschieden hat, den Roman so zu unterteilen, statt drei separate Bücher zu schreiben - nun, der Zusammenhang ist das Verlangen, die Sehnsucht nach dem Paradies, wie der Titel schon so schön sagt.
Natürlich ist dieser Begriff für jeden Menschen mit etwas anderem verbunden und so lernen wir aus drei verschiedenen Perspektiven und aus drei unterschiedlichen Jahrhunderten, was es bedeuten kann sein Paradies zu finden.

Tatsächlich hat mir der erste Teil am besten gefallen, weil die Gefühle, die dort präsent waren, sich für mich am realsten angefühlt haben.
Teil zwei hat interessant begonnen, aber der lange Brief des Vaters über dessen Vergangenheit, hat den Lesefluss dann doch etwas gestört und konnte zumindest bei mir keinen Anklang finden.
Und bis ich richtig in Teil 3 angekommen war, hat es wirklich eine Zeit lang gedauert. Als ich dann aber die Zusammenhänge verstand, hat er sich von der Beliebtheit gleich nach Teil 1 eingereiht.

Ungewöhnlich, definitiv nicht für Jedermann und im Vergleich zu meinem Lieblingswerk "Ein wenig Leben" hinkt er leider doch etwas hinterher, aber alles in allem wieder ein gelungener Roman in echter Hanya Yanagihara Manier, den ich nicht bereue gelesen zu haben.