Keine leichte Lektüre, aber empfehlenswert

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tiffy1989 Avatar

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Hanya Yanagiharas Roman „Zum Paradies“ ist mit über 900 Seiten ein wirklicher Wälzer und gliedert sich in drei in sich geschlossene Geschichten/Teile. Die Namen der Hauptcharaktere sowie ein Haus am Washington Square wiederholen sich aber in allen drei Teilen.
Im ersten Teil „Washington Square“ befinden wir uns im Jahr 1893 im vom Rest der USA abgespaltenen Freistaat New York, in dem homosexuelle Liebe etwas ganz Normales und juristisch legitimiert ist. Im Zentrum steht hier eine mögliche Ehe zwischen David und Charles, die jedoch durch einen mittellosen Musiklehrer "unterwandert" wird.
Im zweiten Teil steht erneut eine schwule Beziehung im Zentrum, nämlich die zwischen David und Charles (wie bereits erwähnt handelt es sich um die gleichen Namen, aber unterschiedliche Charaktere) im Jahr 1993. Darüber hinaus spielen Sterbehilfe/Suizidbeihilfe, AIDS sowie familiäre Verwicklungen eine Rolle.
Im letzten Teil „Zone 8“ befinden wir uns im Jahr 2093. In dieser dystopischen Episode sind die Vereinigten Staaten zu einem in Zonen aufteilten totalitären Staat geworden. Durch diverse Seuchen und den Klimawandel ist die Welt insgesamt ein düsterer Ort und die Menschheit deutlich kleiner geworden.

Wie hat mir das Buch gefallen? Es war tatsächlich teilweise ein Kampf. Den ersten Teil fand ich eher kurzweilig, schnell gelesen und unterhaltsam. Ab dem zweiten Teil kippte das Ganze dann deutlich, weil es mir zu langatmig wurde. Ich mag grundsätzlich detaillierte, ausschweifende Sprache, aber hier war es selbst mir zu viel. Zwischendurch habe ich mich gefragt, ob ich das Buch wirklich zu Ende lesen möchte. Der dritte Teil war dann glücklicherweise wieder deutlich besser, wobei mich einiges (z.B. die Zoneneinteilung der autoritären USA) an die "Tribute von Panem" erinnert hat. Möglicherweise habe ich in den vergangenen Jahren aber auch einfach zu viele Dystopien gelesen oder bin schon zu lang im Corona-Blues ;)
Insgesamt vergebe ich eine Leseempfehlung, auch wenn es keine leichte Lektüre, sowohl sprachlich als auch thematisch, ist und man gerade im mittleren Teil einen langen Atem braucht.