Langatmig und schwermütig

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brittali Avatar

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Schon mit "Ein wenig Leben" hatte ich meine Probleme und brach es etwa in der Mitte ab, weil es mir zu langatmig war und ich Judes Verhalten, trotz aller Qualen, nicht nachvollziehen konnte (und wollte).

Ich weiß, dass ich damit eher eine Außenseiterposition bekleide, denn viele viele andere lieben Hanya Yanagiharas Vorgängerroman. Umso dringender wollte ich es nun nochmal versuchen und ihren neuen Roman "Paradies" lesen (und nach Möglichkeit gut finden).

Leider blieb es für mich bei dieser Hoffnung. Hanya Yanagihara schreibt auch hier in einem ruhigen fast schon lakonischen Erzählton, der für mich nicht nur jede Lebensfreude vermissen lässt, sondern starr und leblos wirkt. Detailverliebt entwickelt sie Parallelwelten, die in ihren Verästelungen für meinen Geschmack zu wenig Konzentration auf das Wesentliche erkennen lassen.

Die vielen Nebenstränge dieses episch anmutenden Romans sind durchdacht und miteinander verwoben, mir allerdings in ihrer Menge zu viel, sodass mir die Geschichte insgesamt zu gewollt konstruiert erscheint und sich nicht fließend natürlich entwickelt.

Offenbar mag ich Hanya Yanagiharas Schreibstil nicht und hatte nach den ersten 200 Seiten wirklich mit mir zu kämpfen, um das Buch nicht abzubrechen.

Zu konstruiert, gekünstelt und bemüht intelligent erscheint mir dieser Text, der eine Geschichte
die man sicherlich auf 300 Seiten hätte reduzieren können, aufbläht und sich letztlich in sich selbst verliert. So als würde man etwas genau betrachten und dabei so nah kommen, dass letztlich alles verwischt und ineinander läuft.

Die Idee des Romans, nämlich ein von Grundauf gesellschaftlich anderes Amerika zu entwerfen, finde ich gut. Die Umsetzung war für mich jedoch unnötig langatmig und überzeichnet schwermütig, sodass sich bei mir keinerlei Lesefreude einstellte. Vielmehr war ich froh, als ich das Buch beenden konnte.

Deshalb leider nur 2 von 5 🌟