Schwierig und langatmig

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Auf Social Media stolpert man zwangsläufig immer wieder über Hanya Yanagihara und ihren Roman „Ein wenig Leben“, welcher sehr viele begeisterte Leser*innen hat. Deshalb habe ich mich auch so sehr darauf gefreut, ihren neusten Roman „Zum Paradies“ zu lesen und mir selbst ein Bild von der Genialität der Autorin zu machen. Aber so gerne ich das Buch gemocht hätte, es konnte mich leider nicht überzeugen.
Die drei Geschichten im Buch – alle spielen zu unterschiedlichen Zeiten am selben Ort, beschreiben dystopische und reale Welten, jedoch immer mit den wiederkehrenden Motiven Liebe, Sehnsucht, Herkunft, Familie, Freiheit, und auch die Namen der Protagonisten sind immer dieselben – zeichnen sich vor allem durch ihre sehr intensive und ausufernde Erzählweise aus, konnten mich aber irgendwie emotional nicht erreichen, weil mir die Protagonisten (Protagonistinnen kommen nur am Rande vor) und ihre Probleme, Verhaltensweisen und Handlungen fast durchgehend fremd geblieben sind. Trotz des bildhaften Schreibstils hat mir bei allen Geschichten die Tiefe gefehlt und die offenen Enden haben meinen Eindruck einer „unrunden“ Erzählung nur noch verstärkt.
Der Klappentext hat einen spannenden Roman versprochen und ich habe gedacht, dass die Geschichten tiefer miteinander verknüpft und verwoben sind, aber leider konnte ich dies im Verlauf nicht erkennen, was mich – so muss ich gestehen – einige Seiten hat überspringen lassen. Meiner Meinung nach hat sich Hanya Yanagihara zu sehr im Detail verloren, so dass die Geschichten konstruiert und gezwungen geistreich erscheinen.
Am besten gefallen hat mir die dritte und längste Geschichte, die in einer dystopischen, jedoch vorstellbaren und deshalb erschreckenden Zukunft spielt. Auch hier habe ich aber nach einiger Zeit das Interesse verloren und musste mich zum Schluss regelrecht durchkämpfen. Dazu hat sicher auch die eher depressive und schwermütige Grundstimmung, die im Roman vorherrscht, beigetragen.
Fans von Hanya Yanagiharas Stil werden sicher Freude an diesem Roman haben, aber bei mir wollte sich leider keine Lesefreude einstellen und ich habe mich mühsam durch die 900 Seiten gequält.