stark, nicht nur was die Seitenanzahl angeht

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imperatorwilma Avatar

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1893: New York in den Vereinigten Staaten, die nicht die sind, die wir aus dem Geschichtsunterricht kennen. Zwar lebt David in einem Free-State, er sollte lieben und leben können, wen und wie es ihm gefällt, allerdings ist dies mehr Schein als Sein. Denn als Mitglied einer der wohlhabendsten Familien der Stadt hat er sich gewissen Verpflichtungen zu unterwerfen.

1993: Die schreckliche AIDS-Epidemie hat New York fest im Würgegriff. In diesen harten Zeiten muss der junge Hawaiianer David sich mit einer Vergangenheit herumschlagen, die nicht nur sein Gewissen bedrück, und die er möglicherweise nicht seinem um Jahre älteren Lebenspartner verheimlichen sollte.

Letztendlich werden wir dann im letzten, wieder 100 Jahre weiter voraus liegendem Teil des Buches in eine dystopisch, katastrophale Welt katapultiert, die Schauplatz von Seuchen, Tod und Autokratie ist. Hier muss sich eine junge Frau in neuen Lebensumständen zurechtfinden, die sie so vielleicht nicht gewählt hätte.

Offengestanden, meine Erwartungen an das Buch waren sehr hoch, da ich im Voraus schon viele positive Meinungen zu ihren bisherigen Erscheinungen gehört habe. Vor allem war es aber der Klappentext und den Ausblick, den er auf das Buch wirft, der mich zu diesem Buch brachte. Handlungstechnisch muss ich auch sagen, dass ich überhaupt nicht enttäuscht wurde. Die Idee der Parallelität zwischen den einzelnen Teilen sind in einem so hohen Maße gut umgesetzt, dass ich mir dies im Voraus nicht besser hätte vorstellen können. Gekonnt wird hier aufgezeigt wie weit sich eine Gesellschaft zwar im Laufe von dutzenden Jahrzehnten verändern mag, trotzdem bleiben immer noch die Kernprobleme erhalten, mit denen es die Protagonist:innen unserer Geschichte im New York des 19. Jahrhunderts zu kämpfen hatten. Element dessen ist, dass immer wieder, auch wenn es manchmal sehr verwirrend werden kann, Namen und Ort auf den unterschiedlichen Zeitebenen auftauchen. Was mich allerdings nicht so abholen konnte, wie die inhaltliche Ausgestaltung - der Inhalt konnte mich im Übrigen fast auf sämtlichen emotionalen Ebenen abholen - ist die Sprache der Autorin. Davor hatte ich vor dem Lesen schon ein wenig Angst, dass stellenweise Passagen recht langatmig ausfallen könnten, was in Kombination mit dem nicht immer leicht zu verdauenden Inhalt, mir teilweise auf den Magen geschlagen hat.

Nichts destotrotz legt Hanya Yanagihara mit diesem Buch in meinen Augen einen wirklich starken Gesellschaftsroman vor, den ich noch lange im Gedächtnis behalten werde.