Zeit als Konzept unserer Gegenwart

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itsanni13 Avatar

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Wer ein Buch wie 'Ein wenig Leben' erwartet ist hier zugleich falsch und richtig.

Hanya Yanagihara teilt ihren aktuellen Roman in 3 Teile, wie auch schon ihr vorherigen werden dabei verschiedene Zeiten durchlebt. Diesmal jedoch mit unterschiedlichen Charakteren und zu unterschiedlichen Themen, Problemen und Emotionen.
Im ersten Teil folgt die Geschichte einem schwulen Mann am Ende des 19. Jahrhunderts in New York, er setzt sich seiner Familie entgegen um mit dem Mann den er liebt zu leben. Im zweiten Teil befinden wir uns am Ende des 20. Jahrhundert, mitten in der Aids Epidemie in New York. Diesmal folgen wir einem Hawaiianer, der seine Kultur hinter sich gelassen hat und mit einem wesentlich älteren Mann zusammen lebt.
Im letzten Teil springen wir ins Jahr 2094 und erleben eine Welt, welche mehre Pandemien durchlebt hat und von der Klimakrise gezeichnet ist. Diesmal steht Charlie im Mittelpunkt, sie ist von dem Virus gezeichnet und lebt zusammen mit ihrem Mann in New York. In Briefen erfährt der Leser von ihrem Großvater und der Kindheit Charlies.

Yanagihara gelingt es die wichtigen und aktuellen Themen unserer Zeit in einem Buch zu konzentrieren und versteht sich ungemein die Emotionen ihrer Charaktere so genau darzulegen, dass dem Leser nichts anderes bleibt als sich von der Geschichte umschließen zu lassen.
Indem sie Homosexualität in den früheren Jahrhunderten als akzeptiert darstellt, sie jedoch in der Zukunft nicht anerkennt eröffnet sie ein ganz neues Universum indem andere Probleme wie Klassengesellschaften und familiäre Verpflichtungen weiterhin bestehen bleiben. Es erscheint als Leser erst sonderbar aber letztendlich ist die Komplexität und Emotionalität des Menschen jedoch zu allen Zeiten gleich und die Aktualität bleibt bestehen.

In Teil drei beschäftigt sich die Autorin vor allem mit der Sterblichkeit des Menschen und der Frage wie weit ein Mensch geht um sich selbst und seine geliebten Menschen zu schützen, hier hat mich beeindruckt wie nahe an der Realität der Roman verfasst ist, man fühlt sich als Teil von Charlie und ist gefesselt von ihrem Leben, das so fremd scheint aber doch auch in unserer Zukunft liegen könnte.

Yanagiharas Bücher sind in meinen Augen immer schwer zu beschreiben und auch hier kam ich mir wieder vor wie auf einer Achterbahnfahrt voller Glück, Angst, Traurigkeit.
Zusammenfassend kann man jedoch sagen, dieses Buch hat mich beeindruckt, ist im Vergleich zu 'Ein wenig Leben' aber wesentlich weitläufiger und beinhaltet mehr Themen. Ich weiß nicht ob ich je ein Buch von Hanya Yanagihara empfehlen werde, da sie extrem erschütternd sind und man viel Zeit brauch um sie zu lesen und zu verstehen. Und ehrlicherweise muss auch gesagt werden sie machen teilweise depressiv und man verliert den Glaube an die Menschlichkeit.