Diese Hand auf deinem Körper

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owenmeany Avatar

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Die preisgekrönte Autorin schildert erschütternde Vorkommnisse im Leben einer jungen weiblichen gut ausgebildeten PoC, wohl ihrem alter ego, im O-Ton in Form eines inneren Monologs. Kurze Szenen lösen einander unvermittelt ab, die Situationen beinhalten wie ihre Einführung in die sozial distinguierte Familie ihres neuen Partners, der Umgang mit Frauen im Management einer Londoner Bank und das Ärztinnengespräch über eine Krebsdiagnose - reichlich explosiver Stoff alles in allem. Das spiegelt sich in einem sehr spontanen Sprachduktus, was einerseits den Einblick in die inneren Befindlichkeiten der Protagonistin fördert, andererseits das Erfassen eines kontinuierlichen Verlaufs erschwert.

Die Konfrontation mit dem demonstrativ toleranten Elternhaus und die geringschätzende, übergriffige Begegnung mit einem weißen Arbeiter erweckt Reminiszenzen vergangener rassistischer Erlebnisse und schockierender Zusammenstöße, hier bricht sich ungebremste Empörung Bahn über Großbritanniens Reichtum, der fest begründet ist auf dem Fundament des Kolonialismus. Poetisch verpackt das die Autorin in geschickt gewählte Metaphern und schöpft überhaupt aus einem reichen Repertoire kreativer Ausdrucksmöglichkeiten.

Dieses hochliterarische Werk ist trotz seiner Kürze nicht leicht zu konsumieren und fordert intelligente und aufgeschlossene Leser, ihre eigenen Schlüsse aus dem dargebotenen Material zu ziehen.