Ein Buch, das ambivalente Gefühle hervorruft

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klaus_bücherfan Avatar

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Autorin Natasha Brown legt mit „Zusammenkunft“ einen wichtigen Roman vor! Wichtig, da hier das Thema Diskriminierung, ja Alltagsdiskriminierung in klug gewählter fragmenthafter Art auf eine Weise beschrieben wird, die einem einen Spiegel vorhält. Habe ich selbst schon einmal so gehandelt, habe ich selbst andere Menschen diskriminiert? Die nicht immer ausformulierten Erzählabschnitte der Protagonistin, eine schwarze erfolgreiche Frau, lassen klugen Raum für eigene Gedanken.
Natasha Brown gelingt es auf schmalen 115 Seiten, die eigene Überzeugung „ich diskrimiere nicht“ ins Wanken zu bringen; es gelingt ihr, uns einen Perspektivwechsel abzuverlangen, der durchaus unangenehm sein kann. Viele Alltagsszenen kennen wir so oder ähnlich. Die Szene als die Männer in der Besprechung darauf warten, dass die Protagonistin den Kaffee besorgt, ist brutal offen. Warum soll sie es tun? Warum wird das erwartet? Weil sie eine Frau ist? Gibt es noch diese tradierten Rollenmuster? Ein Unwohlsein breitet sich aus. Wie muss dann erst die tägliche Diskriminierung als schwarze Frau sein? Dies erlebt unsere Heldin bei dem Familientreffen ihres Freundes. Aufgesetzte Höflichkeit, die die Gewissheit vermittelt, nie dazugehören zu können, ist furchtbar.
Unsere Heldin ist zudem schwer krank und ergibt sich offenbar der Krankheit ohne den Kampf aufzunehmen. Man möchte sie schütteln, sie zwingen, alles erdenkliche an Behandlung auf sich zu nehmen.
Das Buch ist beeindruckend und ich habe mich gefragt, darf ich trotzdem schreiben, dass ich es nicht besonders gelungen finde? Oder ist das auch schon diskriminierend? Soweit treibt einen dieses Buch! Es ist ein wichtiges Buch, aber ich bin nicht restlos begeistert davon!
Danke, Natasha Brown!