Geschichte einer verletzten Seele

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Natasha Brown kannte ich bisher nicht, bin aber überzeugt davon, dass man von ihr noch einiges hören wird. Bereits zu Beginn der Geschichte spuckt sie uns Sätze entgegen, die ihre gefühlte Erniedrigung und ihren Ekel transportieren. Reflektiert und detailliert schildert 'sie', die Protagonistin, ihre verwirrende, verstörende und schonungslose Gedankenwelt. Sie hat sich nach oben gekämpft, ist intelligent und erfolgreich und sieht sich dennoch konfrontiert mit abschätzigen Bemerkungen und 'männlichem' Verhalten ihrer Kollegen zu ihrem 'Schwarzsein' und 'Frausein'. Sie ist eine Meisterin der Verdrängung, sogar ihrer Krankheit, dem Krebs - doch zu welchem Preis? Sie schafft es mit 'ihm, dem Sohn' in den Olymp der besitzenden Weißen aufzusteigen und teilnehmen zu dürfen an der Zusammenkunft. Doch will sie das alles wirklich?

Das Buch ist ungewöhnlich geschrieben, fordert mich als Lesende zu hoher Konzentration, um den Gedankenfetzen folgen zu können und doch bleibt für mich vieles offen. Einerseits finde ich das schade, andererseits bietet es viel Raum für meine eigene Interpretation. Ich hatte das Gefühl im Kopf von 'ihr', der Protagonistin, zu sitzen und dort jedes Wort, direkt an mich gerichtet, aufzunehmen. Insgesamt ist 'Zusammenkunft' ein bedrückender, aber auf alle Fälle lesenswerter Roman, zu einem höchst aktuellen Thema unserer Zeit, betrachtet durch die Augen einer betroffenen schwarzen Frau.