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adelheid von buch Avatar

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Das Buch "Zusammenkunft" von Natasha Brown will nicht unbedingt gefallen. Es will auch nicht unbedingt unterhalten. Vielmehr möchte es etwas mitteilen. Der Roman gibt ein Spotlight auf den jetzigen Stand der britischen Gesellschaft viele Jahre nach dem Ende der Kolonialgeschichte des Landes. Die Protagonistin, deren Namen wir nicht erfahren, hat jamaikanische Wurzeln. Trotz aller HIndernisse und Anfeindungen wegen ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe/Abstammung ist sie sehr erfolgreich in der Finanzbranche. Aber glücklich kann sie damit nicht sein. "Ich bin alles, was man mir befohlen hat zu werden. Es reicht nicht." Um sich zu schützen, spaltet sie sich ab und betrachtet die Dinge, als würden sie jemand anderem passieren. Mit diesem Blickwinkel ist der ganze Roman verfasst. Mit ihrem Freund, den sie nur, den "Sohn" nennt, verbindet sie eine "Intimität auf Distanz". Die Geschichte macht deutlich, dass die alten kolonialistischen Strukturen so mächtig sind, dass sie immernoch und bis auf weiteres Bestand haben. Die (ehemaligen) Sklaven können zwar gern mitmachen, jedoch stets zu den Bedingungen des Empires. Es bleibt eine Zusammenkunft ohne Integration. So bleibt der Heldin nur übrig, sich zu verbiegen. "Ich tauschte mein Leben ein gegen ein Scheibchen Mittelklassekomfort." Da es schon seit Generationen so geht, ist die alte Kultur, die alte Heimat verloren, die neue Heimat und Kultur lässt jedoch keinen Raum. Durch die Geschichte zieht sich die Krebserkrankung der Heldin, die sie sehr beschäftigt. Sie wird als möglicher Fluchtweg aus dem Zwang zur Mittäterschaft in Erwägung gezogen.
"Zusammenkunft" ist ein sehr bitteres Buch. Ich finde es so wichtig, den Menschen mit kolonialistischem Migrationshintergrund in GB eine Stimme zu verleihen. Ich bin begeistert von der direkten und sehr bildhaften Sprache.