Liebesdialog im Kopf

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timphilipp Avatar

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Stimmen im Kopf zu hören, ist gemeinhin ein Zeichen für Geisteskrankheit. Nicht so bei Anni und Ben. Beide wachen nach schweren Unfällen im Krankenhaus aus dem Koma auf und hören in ihren Köpfen die Stimme des jeweils anderen, ihnen völlig Unbekannten. So führen sie lange Gespräche. Schnell kommen sie sich immer näher, verlieben sich ineinander und wollen sich sogar persönlich begegnen. Allerdings sind beide in festen Beziehungen. Gibt es ein Happy End für sie?

Das Buch erinnert ein wenig an Daniel Glattauers Email-Romane „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“, ohne aber „abgekupfert“ zu wirken. Wer erstere mag, wird auch bei dieser Liebesgeschichte auf seine Kosten kommen. Vom Aufbau her besteht sie abwechselnd aus längeren wechselseitigen Dialogen der beiden Protagonisten und Erzählsträngen aus der Perspektive jeweils eines von ihnen. Zeuge der Dialoge zu sein, ist einfach herrlich, so sarkastisch, ironisch, schlagfertig und neckisch, wie sie geführt werden. Die Protagonisten lernen sich immer besser kennen und werden zunehmend intimer. Sie sind schnell süchtig nach den Wortwechseln. Die sich steigernde, knisternde Atmosphäre zwischen beiden wird quasi zwischen den Worten spürbar. Eine fulminante Entwicklung bedeuten mehrfache, allerdings gescheiterte Versuche, sich persönlich zu treffen. Hierzu hat die Autorin gegen Ende noch einen ganz besonderen Clou ersonnen, der für den Leser gar nicht vorhersehbar war. Ohne etwas vorwegnehmen: Liebhaber von Liebesgeschichten werden zufrieden sein. Die einzige Beanstandung meinerseits, die in der Gesamtbewertung der Geschichte (fünf Sterne) allerdings nicht negativ zu Buche schlägt, ist, dass bei den Dialogen der jeweilige Sprecher (Annie oder Ben?) manchmal nur schwer zu erkennen ist, da Namen der wörtlichen Rede nicht vorangestellt werden.

Ich gebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung.