Nur in meinem Kopf?

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justine Avatar

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Nach einem schweren Unfall erwacht Anni im Krankenhaus und hört eine fremde Stimme in ihrem Kopf. Realität oder Einbildung, Traum oder Halluzination? Diese Stimme gehört Ben, einem jungen Architekten, der im Koma liegt und ihre Gedanken hört.
Beide führen ausführliche Gespräche, lernen sich besser kennen. Dann erwacht Ben aus seiner Bewusstlosigkeit und nun ist es Anni, die sich in Bens Gedanken schleicht. Nur kann er sich zunächst an nichts erinnern, die Gespräche, die die beiden geführt haben, hat er unmittelbar nach dem Aufwachen vergessen. Doch die Erinnerung kehrt bald zurück und die beiden fühlen sich mehr und mehr zu einander hingezogen. Sie sind neugierig aufeinander und verabreden auch bald ein unverbindliches Treffen, das in einer Enttäuschung endet. Beide behaupten am vereinbarten Ort aufgekreuzt zu sein, aber begegnet sind sie sich nicht.

Die Handlung hat mich im Ansatz an „Gut gegen Nordwind“ erinnert, auch wenn die beiden ihre Kommunikation nur bedingt selbst steuern konnten. Anni und Ben sind glücklich in ihren Beziehungen und befinden sich aufgrund von Umständen, die sie selbst nicht beeinflussen können, in Kontakt. Sie verlieben sich ineinander, aber ein Treffen scheint unmöglich. Als es zu dem vereinbarten Treffen der jeweils andere nicht auftaucht, keimte in mir der Gedanke, dass die ganze Unterhaltung doch nur der Einbildung einem von beiden entsprungen ist. Soviel vorab: Die Autorin hält in dieser Hinsicht eine echte Überraschung parat. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

Die Darstellung der Dialoge, die sich jeweils im Kopf der beiden abspielen, war gut umgesetzt und witzig zu lesen. Trotzdem fand ich die Geschichte in sich nicht schlüssig. Die Beziehungen, die die beiden zu anderen haben, und deren Entwicklung wird rückblickend "gedacht" und erscheint nur wie eine Darstellung von Fakten. Große Emotionen spielen keine Rolle (oder werden zumindest nicht vermittelt). Und das soll die Liebe des Lebens sein?! Überhaupt konzentriert sich das Buch fast vollständig auf die Dialoge zwischen Anni und Ben. Alles andere bleibt außen vor. Dadurch entsteht eher eine ABhandlung, als eine Handlung. Fakten werden präsentiert, die Entwicklung fehlt.
Die Geschichte ist außerdem nicht besonders anspruchsvoll und erfordert nur wenig Konzentration. Aufgrund der Kürze eignet es sich hervorragend als leichte Lektüre für zwischendurch.