Eine herzzerreißende Geschichte, einfühlsam und wunderschön erzählt mit so viel Gefühl – absolute Leseempfehlung!

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„Als ich ihm begegnet bin, war ich rastlos, ich wollte weg – aus der Stadt, aus dem Studium, aus den Nebenjobs. Einfach weg. Nun will ich weg aus mir – meinem Körper, meinen Gefühlen, meinen Erinnerungen.“

Die Geschichte von Jess und Cem berührte mich auf so vielen Wegen, dass ich nur schwer Worte dafür finde. Wo gehst du hin, wenn das Leben dich zerreißt? Wenn der, zu dem es dich am meisten zieht, der ist, der dich am Schlimmsten verletzt hat? Und es nicht mehr weiß, sondern nur immer wieder versucht, dich an sich zu ziehen?
Cem hat Teile seines Gedächtnisses verloren, aber Jess erinnert sich an jede schreckliche Einzelheit – und zerbricht fast daran. Sie kann ihm nicht alles erzählen, will ihn schützen, denn sie weiß, wohin ihr Schicksal ihn das letzte Mal geführt hat. Und um sich selbst nicht zu verletzen, denn sie sieht in sich nur noch eine Leere in einer Hülle aus Scherben…
Durch Cems Augen jedoch sehen wir ihre Stärke, welchen Kampf sie täglich ausficht, um überhaupt aus dem Bett zu finden, und er bewundert und liebt sie jeden Tag noch viel mehr dafür.
„Nur weil etwas zerbrochen ist, (…) ist es nicht weniger schön. Wenn das Leben aus uns Scherben macht, gibt es mehr Spielraum, uns zu dem zusammenzufügen, was wir wirklich sind.“
Die Kapitel sind abwechselnd aus Jess und Cems Perspektive geschrieben, dass verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe und zeigt auch die Unterschiede der beiden – und die wahnsinnig vielen Berührungspunkte.
Elja Janus zerreißt mich fast mit ihren Geschichten, mit dieser besonders. Ich weiß das und lege mich dennoch immer wieder in ihre Worte, tauche tief in ihr Buch ein, denn am Ende fügt sie aus den Scherben, von den ich Angst hatte, mich daran zu schneiden, ein neues Mosaik zusammen. Sie braucht in ihren Erzählungen keine künstlichen Dramen, das Leben hält genügend für uns bereit und sie erzählt sie auf unfassbar ergreifende Weise und in wunderschönen Worten.
Die Autorin hat Psychologie studiert und man spürt beim Lesen ihre Erfahrung. Sie speist uns nicht mit überraschenden Happy-Ends und Spontanheilung aller Wunden ab, ihre Charaktere haben Tiefe, Risse, Narben, Ecken, Kanten und brauchen vielleicht auch mal Hilfe auf ihrem Weg zu einem anderen Ich. Sie zeigt, dass das Leben nie wieder wie früher wird, aber das „anders“ nicht gleichbedeutend mit „schlechter“ ist.
Mit dieser Geschichte wollte sie besonders aufmerksam machen auf Frauen, die etwas verloren haben, und dennoch komplett sind, auf Sterne, die besonders hell leuchten und Loslassen, das nicht Vergessen bedeutet. Und das ist ihr mit jedem Wort gelungen!
Obwohl ich oft mit Tränen in den Augen las und flüsterte „Hör auf“, schreit gleichzeitig alles in mir: „Mach weiter, liebe Elja Janus, gib mir mehr von deinen echten, berührenden Geschichten, die auch mich ein Stück weit wieder zusammensetzen!“…

Fazit: Eine herzzerreißende Geschichte, einfühlsam und wunderschön erzählt mit so viel Gefühl – absolute Leseempfehlung!