Stil zu viel des Guten

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merleredbird Avatar

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Danke an Vorablesen, durch die ich ein Rezensionsexemplar zur Verfügung hatte. Meine Meinung ist davon unabhängig.

Dieses Buch hat so viele tolle Bewertungen, und mir tut es weh, dass ich dem Buch nur 2 Sterne gebe. Eher 1,5 Sterne... Aber es war einfach nicht mein Fall.
Erstmal das was ich gut fand: die Protagonisten. Jess und Cem sind Ende 20/Anfang 30, also etwas älter und "mitten im Leben". Sie sind erwachsen, und verhalten sich authentisch. Ich fand auch gut, dass Cem und sein bester Freund Emre Türken sind (zumindest ethnisch gesehen, über die Staatsangehörigkeit weiß man nichts... was sagt man da? Türkeistämmige?). Ein paar türkische Worte hier, ein paar türkische Speisen dort... es hat mir echt gut gefallen! In Deutschland leben 2,7 Millionen "Türkeistämmige" (ich nehm jetzt einfach die Bezeichnung von Wikipedia, also sorry falsch das falsch ist!), und in den klassischen NA Romanen kommen sie selten so klischeelos vor wie hier. Emre und Cem macht noch viel mehr aus als nur ihre Ethnie, und das hat mir unglaublich gut gefallen.

Und leider war es das auch schon mit den positiven Punkten für mich...
Der Stil ist unglaublich poetisch, was viele in ihren Bewertungen loben. Aber ich steh da einfach nicht drauf. Es wurde schnell unglaublich anstrengend zu lesen.
Es gibt keine einfachen Sätze, alles doppelt und dreifach be- und umschrieben. Viele Metaphern und Synonyme. In Maßen mag ich das, aber hier war es mir too much.
Es gab viele Beschreibungen, aber wenig Handlung. Man kann Seiten überfliegen, ohne wirklich was zu verpassen - und im letzten Drittel habe ich viel überflogen...
Die Handlung ist emotional, aber der Stil konnte mich einfach nicht berühren und mir war es irgendwann auch egal. Jess und Cem haben die ganze Zeit eh über das gleiche Thema diskutiert. Und ich finde es etwas unrealistisch, dass Jess nach einem Jahr erst so wenig von dem Schicksalsschlag verarbeitet hat... Das ist mein persönliches Gefühl; ich hab sowas noch nie erlebt und kann es auch nicht nachempfinden. Aber für "ein Jahr später" fand ich die Wunden noch unglaublich frisch.

Mein größter Kritikpunkt ist aber der Stil. Er ist so ausschlaggebend für meine Buchbewertungen, und hier war es einfach zu viel des Guten.
Aber wie gesagt: es gibt so viele, die diesen poetischen und metaphorischen Stil liebe. Leute, das ist euer Buch. Go for it!
Ich mag es lieber simpler.