Zwei Themen, die irgendwie nicht zusammen gehen

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jannehanne Avatar

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Die Leseprobe hatte mich für das Buch eingenommen und mich neugierig gemacht. In witzigem und kurzweiligem Ton erzählt die Autorin von Nina, die auf der Gartenparty ihres Ex-Mannes den deutlich jüngeren David kennenlernt und sich schneller als sie sich versieht, Hals über Kopf in ihn verliebt. Ich mag den Humor, die etwas skurrile Figurenzeichnung und die scharfe Beobachtungsgabe von Anika Decker sehr und hätte mir auch anfangs den Roman super als unterhaltsame Verfilmung vorstellen können. Gekonnt erzählt sie von Klischees und Erwartungen im Gruneberger Milieu, von Rollenbildern angesichts verschiedener Themen wie Liebe und Altern. Eine herzerwärmende Geschichte zum Abtauchen? Nicht ganz. Leider ist diese Geschichte letztendlich mehr um das Thema Me-Too/Gewalterfahrung bzw. Ungerechtigkeit gegenüber weiblichen Darstellern in der Filmbranche herumgestrickt. Vermutlich ein Thema, das der Autorin, die mehrere Drehbücher geschrieben hat, selber sehr wichtig ist. Ich würde behaupten, dass ich eine gewisse Toleranz für Unerwartetes in Romanen habe bzw. es auch schätze, wenn Geschichten nicht vorhersehbar sind. Für mich ging letztendlich die Wendung trotzdem nicht auf. Vielleicht weil ich mich schon sehr auf Nina und David gedanklich eingelassen hatte, diese aber mehr zum Sidekick wurden und ich mich dann fast etwas gelangweilt durch den Rest des Romans gequält habe immer auf der Suche nach den beiden. Vielleicht aber auch weil das Me-Too-Thema dann doch zu sehr an der Oberfläche behandelt wurde, so dass es mich emotional gar nicht richtig berührt hat bzw. in mir beim Lesen kein richtiger Raum für das Thema entstand.