Mehr als bloß eine Komödie

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mrs-lucky Avatar

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 Inhalt: Eve Weldon zieht auf den Spuren ihrer Mutter nach New York ins „Village“. Eves Mutter Penelope, die früh gestorben ist, hat vor ihrer Heirat einige Zeit in diesem New Yorker Viertel gelebt und Kontakte zu der derzeitigen Künstlerszene, insbesondere den Schriftstellern der Beat-Szene gepflegt. Eve hat erst kurz vor dem Tod ihrer Mutter eine engere Beziehung zu ihr geschlossen und Einblick in deren Gedankenwelt bekommen. Um so mehr freut sich Eve, dass es ihr gelingt, im „Village“ eine bezahlbare Wohnung zu ergattern. Allerdings ist der Preis dafür der Geist des Dichters Donald, der sich in der Wohnung zeitweise in ihrem Kopf einnistet. Was Eve zunächst als Chance sieht, da Donald zu der Beat-Szene gehörte, in der auch Penelope verkehrte, entpuppt sich bald als anstrengend, da Donald sich oft launisch und verbittert zeigt, Eve Vorschriften macht und ungachtet seines offensichtlich mangelnden Talents von ihr erwartet, seine Gedichte und Geschichten aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Dabei hat Eve genug damit zu tun, sich eine Arbeit zu suchen, mit der sie den kostspieligen Lebensunterhalt in New York finanzieren kann.

 

Meinung: Titel und Klappentext versprechen eine spritzige Komödie, was der Roman in meinen Augen jedoch nicht leisten kann. Eve ist alles andere als ein lebenslustiges Mädchen, das mit sich mit Enthusiasmus in die New Yorker Künstlerszene stürzt und mit Leichtigkeit die Turbulenzen des Großstadtlebens meistert. Eve ist eine junge Frau Anfang dreißig, die es bisher nicht geschafft hat, sich ein eigenes Leben aufzubauen, und auch jetzt in New York auf Hilfe von außen wartet und angewiesen ist, um hier zurecht zu kommen. Sie trägt die alten Kleider ihrer Mutter und versucht auch ansonsten, Penelopes Leben dort aufzunehmen, wo diese es einst aufgegeben hat. Schnell wird jedoch klar, dass auch im Village die vor 40 Jahren inspirierende, bahnbrechende Schriftstellerszene von der Moderne eingeholt wurde. Die meisten Künstler leben nicht mehr oder sind wie Donald in Vergessenheit geraten.

An vielen Stellen wirkte der Roman auf mich, als wäre er unschlüssig, als hätte die Autorin Ideen aneinander gefügt, ohne sie weiter zu verfolgen. In erster Linie wird dadurch jedoch Eves Unfähigkeit deutlich, ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Ich habe eine Weile gebraucht, um mich auf diesen Roman einlassen und all seine Facetten verstehen zu können. Eve findet durch viele positive und negative Begegnungen und Erfahrungen nicht nur Zugang zu der Vergangenheit ihrer Mutter, sondern auch zu ihrer eigenen Zukunft.

Wenn man mit der richtigen Erwartung an diesen Roman herangeht, ist es eine es eine zauberhafte Geschichte über den, manchmal schmerzhaften, Reifeprozess einer jungen Frau in New York.