Zwerge als "Warmduscher"?

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eskalina Avatar

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Die Zwerge in Amboss, einer großen Industriestadt im Zwergenstaat, müssen sich vor einer Revolution fürchten, denn die Menschen, die in Massen als Flüchtlinge in ihr Land drängen, scheinen einen Umsturz zu planen. Überhaupt scheinen die Menschen an vielen Dingen im Lande Schuld zu sein. Wo immer ein Verbrechen geschieht, werden sie verdächtigt, und als Garep Schmied zu einem Tatort gerufen wird, scheint schnell festzustehen, dass es sich bei dem flüchtigen Mörder um einen Menschen handelt. Garep aber lässt sich nicht von den Vorurteilen beeinflussen und ermittelt in alle Richtungen, was ihm nicht immer den Respekt seiner Umgebung einbringt. Ob er herausfinden wird, wer hinter dem Mord steckt?

 

Was als packendes Abenteuer für alle Fans der bärbeißigen Draufgänger angeboten wird, relativiert sich ein wenig, wenn man sieht, dass diese aus anderen Fantasy-Geschichten bekannten bärbeißigen Zwerge sich dem verweichlichten Bild des modernen Menschen doch sehr angepasst haben. Meist kennt man sie als Draufgänger, die in unterirdischen Minen nach edlen Metallen suchen und deshalb schon kräftig im Ungang mit Beil und Axt sind und schätzt ihre Raubeinige Art ebenso, wie sie ihr selbst gebrautes Zwergen-Starkbier schätzen. Doch hier ist plötzlich alles anders. Diese Zwerge leben in einem industrialisierten Zeitalter, besitzen Uhren, fahren mit der Bahn und das Undenkbare ist eingetroffen – sie besitzen Badezimmer. Sie, die in der vereinten Fantasy-Welt bekannt sind für ihren Abscheu gegen die Prozedur des Waschens und denen man sonst die Mahlzeiten der letzten Woche an ihren Bärten ansehen kann, sind „Warmduscher“ geworden. Damit hat Thomas Plischke mein Zwergenbild doch sehr erschüttert. Auch wenn man merkt, dass der Autor schreiben kann und ein großes Talent besitzt, spannende Geschichten zu erzählen, so ist mir hier die Mischung nicht ganz stimmig –zuviel Sozialkritik und zuviel „Botschaft“ wurde in die Handlung gepackt. Es geht gegen Vorurteile und Fremdenhass und dass so stark, dass man auf jeder Seite darüber stolpert. Zu sehr versucht die Geschichte eine „Message“ loszuwerden und je häufiger die Problematik der eingewanderten Menschen und ihrer Integrationsschwierigkeiten auf den Plan kam, desto übertriebener wirkte sie auf mich. Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Hier hätte weniger eindeutig mehr gebracht. Insgesamt war das Buch für mich zwar eine spannende Sache, doch technokratische Zwerge und eine zu aufdringlich konstruierte Botschaft lassen mich nicht ganz so begeistert zurück, wie ich es mir gewünscht hätte.