Castor und Pollux, nur diese zwei, inmitten der anderen Sterne

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miro76 Avatar

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Althea lebt mit ihrem Vater, ein Universitätsprofessor für Geschichte, allein im verschlafenen Wilmington. Ihre Mutter hat die beiden verlassen. Eines Abends klingelt es an der Tür und Nicky, die nur wenige Häuser weiter wohnt, steht verzweifelt mit ihrem 6-jährigen Sohn Oliver vor der Tür. Der Babysitter hat ihr kurzfristig abgesagt und sie weiß nicht wohin mit Oliver. So beginnt die Geschichte von Oliver und Althea, Althea und Oliver.
Wie Zwilling werden die beiden älter, verbringen fast ihre ganze Zeit miteinander, teilen ihre Sorgen und Ängste und haben eine Menge Spaß zusammen.
„Manchmal denke ich, wir sind zwei Seiten derselben Medaille, aber ich weiß nicht, auf welcher Seite ich bin.“ (S. 383)
Bis in Althea langsam andere Gefühle für Oliver heranwachsen und Oliver plötzlich für einige Wochen in einen tiefen Schlaf fällt. Während dieser Wochen ist er zwar weckbar oder wacht manchmal auf, ist aber nicht wirklich er selbst und kann sich an nichts erinnern. Er hat dann Heißhungerattacken, ist aggressiv und hypersexuell ungehemmt; „das pure ES, bis zum Exzess“. (S.218)
In so einer Phase kommt es zu Intimitäten zwischen Althea und Oliver. Als Oliver dann erwacht, ist alles anders. Althea ist nicht mehr die Selbe. Sie weiß, dass es unverzeihlich war, dass sie es so weit hat kommen lassen und als sie es Oliver schließlich gesteht, ist er stinkwütend, wirft ihr schlimme Dinge an den Kopf und verlässt sie schließlich, ohne sich zu verabschieden.
Er nimmt an einer Studie über seine Hypersomnie, das Kleine-Levin Syndrom teil und lernt dort andere Jungen in seinem Alter kennen, die ebenfalls unter dieser Krankheit leiden. Althea bricht ebenfalls auf nach New York, um ihn zu finden und sich zu entschuldigen. Aber sie kommt zu spät. Oliver schläft wieder.
Während sie auf ihn wartet, findet Althea endlich eigene Freunde und lernt so eine Menge über sich selbst. Sie wird ein Stück weit erwachsen, beginnt sich abzunabeln.
Wie wird ihr Wiedersehen nun aussehen? Kann Oliver ihr verzeihen? Kann er sie jetzt auch mit anderen Augen sehen, wie sie es sich immer gewünscht hat?
Cristina Moracho hat hier ein wunderbares Debüt vorgelegt. In rasantem Stil erzählt sie diese Coming-of-Age Geschichte. Die Kindheit der beiden und die Geschichten der Eltern, lernen wir in Rückblenden kennen, jetzt sind beide Teenager.
Von der ersten Seite an, war ich gefesselt von diesem Roman. Die beiden Charaktere Althea und Oliver sind äußerst liebevoll gezeichnet, mit all ihrem Ecken und Kanten. Ich fand es wundervoll, quasi im Lesen, den beiden zuzusehen, wie sie ihre verwobenen Leben auseinanderdividieren, um zu selbständigen jungen Erwachsenen zu werden.