Stimmungsvoller Bruderroman im Wien der 1920er Jahre

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Gefühlt tausend Romane hat man schon gelesen, die versuchen den Flair Berlins in den 1920er Jahren einzufangen, aber ein entsprechender Wien-Roman? Das ist ein seltener Fund, bisher eher Fehlanzeige.

Mit Zwischen Brüdern gelingt es dem Autor Wolfgang Böhm geradezu bravourös das Flair der Stadt zu dieser Zeit einzufangen. Im Mittelpunkt stehen die ungleichen Brüder Victor und Hans, der eine ein Kriegsheimkehrer, der sich nach einem soliden Leben in den eigenen vier Wänden, eine Ehefrau und Sicherheit sehnt und der andere ein unpolitischer Träumer, der als Künstler dem großen Architekten Josef Hoffmann und dem Bauhaus nacheifert und ansonsten feiert.

Besonders gut hat mir gefallen, mit wie viel Detailreichtum und profunder Kenntnis die künstlerischen und kunsthandwerkerischen Entwicklungen der Zeit und auch das „Rote Wien“ dargestellt werden. Auch die Handlung an sich vermag zu überzeugen und ich wurde hervorragend unterhalten. Sehr eindrücklich gelingt es
Böhm auch die gesellschaftliche Zerrissenheit Wiens einzufangen. Das Buch liest sich federleicht und die Sprache gefällt mir gut. Der österreichisch Picus-Verlag hat hier einen tollen Großstadtroman veröffentlicht, den ich absolut empfehlen kann.