Ungleiche Brüder

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Viktor und Hans sind Brüder mit völlig unterschiedlichen Charakteren. Viktor ist pflichtbewusst, übernimmt Verantwortung, denkt und lebt eher im kleinen Rahmen. Hans hingegen ist ein Visionär, großzügig bis großspurig, mitreißend, launisch und verantwortungslos. Während sich Viktor die Dinge zu Herzen nimmt, kümmert sich Hans nicht um Probleme - ganz im Gegenteil. Er verdrängt und ignoriert sie. Wir erfahren vor allem die Geschichte von Hans, die von seinem Bruder erzählt wird. Wir befinden uns in Wien, in den 1920er Jahren, und können miterleben wie das niedergedrückte Wien langsam auflebt, dann allerdings unter dem Einfluss der Nationalsozialisten wieder unterdrückt wird. Wolfgang Böhm beschreibt Stadt, Leute, Geschichte und vor allem die Kunst rund um das Bauhaus sehr detailgetreu und bildhaft. Man hat das Gefühl in den Cafés zu sitzen, die Straßen entlangzulaufen oder an einem Ausflug ins Umland teilzunehmen.
Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Allerdings bleibt stets eine gewisse Distanz aufrechterhalten. Die Erzählung ist eher sachlich und beschreibend. Ich hätte mir noch mehr Zugang zu den Gefühlen der Protagonisten erwünscht und wäre ihnen gerne näher gekommen. Dennoch ein sehr interessantes und besonderes Buch, das ich auf jeden Fall empfehlen kann.