Wien zwischen den Kriegen

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Zwischen Brüdern ist die Geschichte zweier Brüder im Wien der Zwischenkriegszeit, erzählt aus der Sicht des älteren Viktor, einem Sport- und Geographielehrers. Sein jüngerer Bruder Hans will Innenarchitekt werden.
Es ist eine ruhig erzählte Geschichte voller Melancholie, auch weil für die Lesenden aus der heutigen Zeit immer der Zweite Weltkrieg am Horizont droht, nachdem die Narben des Ersten, damals so genannten Großen Krieges, noch nicht verheilt sind.
Wien ist politisch "rot" und initiiert damals viele soziale Projekte, unter anderem den Wohnungsbau, von denen die Stadt bis heute profitiert.
Und genau diese politische Komponente kam mir bei der Geschichte doch am Ende etwas zu kurz. Ist Viktor politisch interessiert, seine Frau Irmgard sogar Mitglied der Sozialdemokraten, hat Hans jüdische Geliebte, so bleibt mir das alles persönlich zu sehr an der Oberfläche.
Mir ist die politische Gemengelage im damaligen Österreich nicht bekannt genug, der Autor hat hier ein wenig zuviel vorausgesetzt. Gern hätte ich mehr über die damaligen Kunsthandwerksschulen und die führenden Köpfe, die Kämpfe um Macht und Einfluss auf die gestalterischen Aspekte der Architektur erfahren. Jetzt weiß ich nur, dass neben Wohnbauten auch Zigarrenkisten und Zuckerdosen angefertigt wurden.