1960er-Zeitsprung: Zu viel gewollt

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Autorin Carmen Korn legt mit „Zwischen heute und morgen“ den zweiten Band einer Saga vor. Es ist ein umfassender Roman geworden. Etwas stutzig gemacht hat mich zu Beginn des Buches ein umfangreiches Personenverzeichnis mit Erläuterungen über Querbeziehungen usw. Offenbar meint die Autorin, dies seit notwendig, um die Leser:innen, die den ersten Band nicht gelesen haben, an den Kontext der Geschichte heranzuführen. Merken kann man sich die Angaben aus dem Verzeichnis allerdings kaum.
Der Roman ist gut geschrieben und gibt den Leser:innen interessante Einblicke in die 60er Jahre. Manches kann man sich heute kaum noch vorstellen. Auch die drei Handlungsorte finde ich grundsätzlich gelungen. Aber die Wechsel zwischen San Remo, Köln und Hamburg sind oft abrupt, die Zusammenhänge erschließen sich nicht immer. Die Familiengeschichte ist interessant und auch wirklich gut beschrieben. Mich persönlich hat das Buch aber leider nicht abgeholt. Ich hatte sogar über einen Leseabbruch nachgedacht. Die Geschichte ist nicht kompliziert, aber einfach „viel“. Eine Reduktion auf Wesentliches hätte diesem Buch meines Erachtens gut getan. Manchmal hatte ich das Gefühl, man schaut einen der früheren Sonntagsabendfilme, bei dem die Macher:innen sich nicht mit 90 Minuten begnügen wollten, sondern hier und da noch etwas einbauten, um auf mindestens 120 Minuten zu kommen. Folge war allseits Lob für die Geschichte, aber kaum jemand erinnerte sich wirklich, da man sich während des Films mit anderen Dingen beschäftigt hatte und nur ein Hintergrundrauschen blieb.
Für die meisten Leser:innen ist „Zwischen Heute und Morgen“ sicher ein gutes Buch, ein netter Begleiter in die 1960er Jahre und schafft schafft auch ein wohliges Gefühl des Eintauchens in die Familiengeschichte. Diesmal kann ich dies nicht teilen.