Kaleidoskop an Sinneseindrücken

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Ja, stimmt schon: Die 525 Seiten des Romans hätten sich leicht auf 400 reduzieren lassen, hätte man einigen Seiten ihren Weißraum genommen. Einige Seiten kann man deshalb einfach überblättern. Auf einigen Seiten wiederholt sich ein Satz, eine Wortgruppe, ein Wort vielfach, ohne dass Weißraum bleibt. Auch hier kann der Leser einfach weiterblättern.

Oder er nimmt sich die Zeit, um innezuhalten, um über das gerade Gelesene nachzudenken. Um den Satz, die Wortgruppe, das Wort wirken zu lassen.

Der Roman von Yara Rodrigues Fowler ist wie der bunte Umschlag des Buches ein Kaleidoskop an Sinneseindrücken. Die Rahmenerzählung springt von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück. Von England nach Brasilien und wieder zurück. Es werden Gedichte und Lieder eingestreut, Rezepte, Gedanken, Slogen.

Weißraum.

Die Geschichte in dem Sinn ist nichts Abgeschlossenes. Sie springt wie in einer Novelle in ein Leben hinein und geht am Ende wieder heraus, ohne dass der Leser mit einem Happy-End beglückt wird oder mit einem tragischen Ende zu Tränen gerührt.

Die Autorin beschreibt das Leben zweier Frauen, die zufällig in einer gemeinsamen WG in London landen. Die eine, Melissa, lebt ihr Leben in mehr oder weniger bereits festgefahrenen Bahnen; die andere, Catarina, schreibt gerade an ihrer Dissertation in Südamerikanischer Geschichte. Beide Frauen haben brasilianische Wurzeln. Während Catarina in einer revolutionären Familie aufgewachsen ist, verleugnet Melissa mehr oder weniger ihre Herkunft. Doch im Laufe der Geschichte nähern sich beide politisch an, schließen sich Protesten und Demonstrationen in London an und stellen sich daneben den anderen Herausforderungen des Lebens und der Liebe.

Fazit: Den Schreibstil von Yara Rodrigues Fowler mochte ich sehr gern. Allerdings hat mir am Ende eine klare oder akzentuiertere Botschaft gefehlt. So bleibt das Buch mehr ein Kaleidoskop an Sinneseindrücken als eine zusammenhängende Erzählung.