Norddeutsches Kolorit mit Redundanzen

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Regionalkrimis sind en vogue. Das hat viel damit zu tun, dass Aufregendes an bekannten Ort geschieht. Über die Güte eines Kriminalromans sagt dies zunächst wenig aus.

Mord in der Förde

Mit Thomas Herzbergs „Nasses Grab“ begeben wir uns weit in den Norden der Republik, an die Flensburger Förde. Von hier aus ist Dänemark, wie Ermittler Jörn Appel sinniert, „zum Greifen nahe“.

Es ist dieses „Ah, ja, kenne ich“ oder „da war ich doch schon `mal“, dass den Regionalkrimi bei Leserin und Leser so beliebt und im Übrigen so erfolgreich macht. Die Vorstellung, dass an diesem oder jenem bekannten Ort, mit dem sich eine eigene Erinnerung verknüpft, etwas Aufregendes wie ein Mord, ein Verbrechen oder irgendetwas in Verbindung mit einem Kriminalfall geschieht, macht diesen Platz umso interessanter, anziehender.

Diese Tatsache entlässt die Autorin oder den Autor eines Regionalkrimis nicht aus der Pflicht, Handlung und Figuren sorgsam zu zeichnen.

Wenn der Innenminister anruft

Kriminaldirektor Karsten Bruhn führt zu Beginn des Krimis ein Telefonat mit dem Innenminister des Landes Schleswig-Holstein. In einem anderen Regionalkrimi (Tod im Alten Land) war es gar die Bundeskanzlerin, die telefonisch beim Ermittler Druck von oben ausübte. Wie realistisch dies ist, kann sich jede Leserin und jeder Leser selbst ausmalen.

Bruhn jedenfalls gibt den Druck weiter an Carina Drews und Jörn Appel, das neu zusammengewürfelte Ermittler-Team der Kriminalpolizei in Deutschlands nördlichster Stadt. Emsig machen sich die beiden Hauptkommissare auf die Suche nach dem Mörder von Piet. Dies trotz oder zeitgleich mit der Lösung ihrer privaten Probleme, in die Leserin und Leser reichlich Einblick erhalten.

Norddeutsches Kolorit mit Redundanzen

In der Kürze liegt bekanntlich die Würze. In „Nasses Grab: Zwischen Mord und Ostsee“ bleibt dieser weise Spruch außer Acht. Redundanzen hemmen den Lesefluss. Besonders auffällig ist dies bei den Beschreibungen der Landschaft und den Dialogen.

Im Übrigen brilliert dieser Krimi mit norddeutschem Kolorit. „Nasses Grab“ ist der Auftakt zu einer Reihe um die Flensburger Ermittler. Da geht also noch was.


Thomas Herzberg: Nasses Grab: Zwischen Mord und Ostsee (Küstenkrimi)
FeuerWerke Verlag 2021
276 Seiten, E-Book