Ein Blick zurück

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anman1 Avatar

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Einen Blick zurück wirft wohl jeder Mensch mal hin und wieder. Man erinnert sich dabei stückchenweise; es gleicht eher einem Kaleidoskop als einem klaren Bild.
"Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" ist ein solches Kaleidoskop der Erinnerungen von Andrea Petkovic, einer der erfolgreichsten deutschen Tennisspielerinnen der jüngeren Vergangenheit und wohl sehr vielen Tennisliebhabern ein Begriff.
Sie schildert Geschichten über ihre Kindheit, ihre Freunde, besondere Erlebnisse und natürlich auch über ihre Tenniskarriere.

Erst am 29. September 2020 war in der FAZ von ihrem frühem Erstrunden-Aus bei den auf den Herbst verschobenen French Open zu lesen. Dieses Spiel war ihr erstes nach einer fast einjährigen Verletzungspause aufgrund von Knieproblemen und einer Operation am Knie im Februar 2020. Es fehle ihr die Spielpraxis, an ein Karriereende denke sie aber nicht, sondern werde in 2021 wieder angreifen, sagte sie.

Auch in "Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht" wird ihr Pech mit den Verletzungen zum Thema. Auch früher musste sie schon einmal acht Monate pausieren.
Durch das Buch habe ich interessante Einblicke in das Leben von Andrea Petkovic erhalten. Ich kannte sie aus den Medien und habe sie bei den großen internationalen und deutschen Tennisturnieren wahrgenommen, doch Sympathien hat sie bei mir nicht geweckt. Die Gründe dafür kann ich nicht wirklich benennen; es handelte sich wohl um eine unterbewusste Einschätzung.
Das Buch hat dies jedoch geändert. Durch das Buch konnte man einen tieferen persönlicheren Einblick abseits des Platzes und des von außen Wahrnehmbaren erhalten.

Die Autobiographie zeichnet sich durch ihren persönlichen Ton und die Verwendung von Umgangssprache aus. Der Schreibstil, für sich gesehen, hat Wiedererkennungswert, stößt aber an wenigen Stellen im Buch an für mich von außen schwer zu beurteilende Grenzen.
Zudem erkennt man einen häufig zu beobachtenden Kunstgriff.
Sie beschreibt nämlich Teile des Endes als Einleitung von vielen Geschichten, um so das Interesse des Lesers zu wecken und Spannung zu erzeugen.
Die Anordnung der Geschichten sind anfangs gewöhnungsbedürftig und gleichen einem Kaleidoskop, denn man springt durch die Jahre und folgt ihr durch die ganze Welt. Verwirrend wird es jedoch nie. Die Erzählweise lässt es nicht langweilig werden, wozu auch beiträgt, dass sie viel erlebt hat und intelligent ist.
Zudem merkt man dem Buch auch ihren Humor an, denn oft muss man lachen. Ganz nebenbei bekommt man ein paar Lebensweisheiten mit auf den Weg, die sie erst selber herausfinden musste. Dies weiß ich sehr zu schätzen, den das Meiste muss man am eigenen Leib erfahren, um klüger zu werden.

Nach der Lektüre verbleibt das Gefühl, dass sie noch mehr zu erzählen hat. Falls dem so sein sollte, wäre ich begeistert, denn ihre Anthologie ist gut gelungen, bietet echtes Lesevergnügen und lässt auf mehr hoffen.