Sehr persönliche Erzählungen

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madame klappentext Avatar

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Inhalt: In diesem Buch versammeln sich die verschiedensten Erzählungen, deren Verbindungen das Tennis und die Lebensgeschichte von Andrea Petković sind. Dabei gewährt sie nicht nur Einblicke in ihr privates und sportliches Leben, sondern zeichnet auch ein feines Bild ihres gesellschaftlichen Umfelds.

Leseeindruck: Tennis gehört nicht zu meinen liebsten Sportarten, vielleicht auch, weil ich immer glaubte, dass nur die privilegierte Elite in diesem Sport erfolgreich sein könnte. Der Name Andrea Petković sagt mir trotzdem etwas, schließlich gehörte sie mal zu den Top10-Spielerinnen der Welt. Also schaute ich mal in die Leseprobe, weil die Kombination aus Literatur und Sport mein Interesse weckte. Tja was soll ich sagen? Ich habe keine Seite bereut. Man merkt schnell, dass die Autorin eine tolle Beobachtungsgabe hat. Ihr Umfeld zeichnet sie auf eine einfühlsame und ehrliche Art, dass man mit jeder Geschichte deutlicher spürt wie viele persönliche Erfahrungen in jeden Satz geflossen sind. Gerade die Identitätsfrage hat mich besonders berührt. Die ständige Frage danach wohin man gehört, muss prägend, aber auch aufreibend gewesen sein (und ist es vielleicht immernoch) Die deutsche Serbin oder doch die serbische Deutsche? Eine Frage, auf die man je nach Situation anders antworten kann. Dabei stelle ich mir nach dem Lesen die Frage, warum diese Frage überhaupt beantwortet werden muss. Muss immer alles (und jeder) in Schubkästen verfrachtet werden, aus denen es kein Entkommen gibt, sobald man einmal ein Label verpasst bekommen hat? Die kurzweiligen Erzählungen untermauern geradezu, dass ein Mensch unglaublich viele Facetten in sich vereinigen kann, ohne dabei zwangsläufig Gegensätze auszulösen. So zeugen die Geschichten mal von einer selbstbewussten Protagonistin, die aber auch mal unsicher, zurückhaltend oder auch melancholisch sein kann.
Durch die eher kurzen Erzählungen kommt man schnell voran, wobei ich selbst die Zeit zwischen den Geschichten genutzt habe, meine Gedanken zu sortieren. Andrea Petković erzählt so dicht, dass man manchmal regelrecht durchatmen muss, um den Geschichten ihren würdigen Raum innerhalb der eigenen Gedankenwelt zu geben.

Lieblingsnebencharakter: So abwechslungsreich wie die Geschichten sind auch die Figuren, die darin vorkommen, daher kann ich nur schwer sagen wer mein Liebling ist. Ganz sicher weiß ich aber, dass mir Danica nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Eine Kämpferin, die hinter ihrer Stärke ihre Zerbrechlichlichkeit verbergen will. Schon bemerkenswert, was sie für einen bleibenden Eindruck hinterlässt, obwohl sie nur wenige Wochen ein Teil von Andrea Petkovićs leben war.

Fazit: Ein abwechslungsreicher Erzählband über das Leben einer Profisportlerin, aber auch über ein ganz normales Mädchen und später Frau, das seinen Platz in der Gesellschaft sucht. Die Geschichten laden gerade dazu ein über den Lauf des Lebens nachzudenken, egal ob man nun Tennis mag oder nicht, denn es geht um viel mehr.