Hattie und ihre Kinder

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
elke17 Avatar

Von

Ich verfolge regelmäßig die Empfehlungen von Oprah’s Book Club, und hier wurde ich zum ersten Mal auf „The twelve tribes of Hattie“ von Ayana Mathis aufmerksam, weshalb ich auf diese Leseprobe ganz besonders gespannt war. Im Kulturleben der USA stehen gerade in den letzten Jahren die Schicksale von Afroamerikanern im Fokus, man denke auch an den diesjährigen Bester-Film-Oscar für „Twelve years a slave“.

Die Autorin Ayana Mathis ist in dem Arbeiterviertel Germantown in Philadelphia aufgewachsen, und dort beginnt auch ihr Roman „Zwölf Leben“, in dem sie die Lebensgeschichte von Hattie und ihren zahlreichen Kindern erzählt.

Die Leseprobe beginnt im zweiten Drittel des Buches und ist mit „Ruthie“ überschrieben, dem Namen des Babies, das Hattie nach einem Seitensprung bekommen hat. Wir schreiben das Jahr 1951, sie ist seit achtundzwanzig Jahren mit ihrem Mann August zusammen und hat mit diesem eine Menge Kinder. Aber offenbar blieb auch die Affäre mit Lawrence nicht ohne Folgen, siehe Baby Ruth, für den sie Mann und Kinder nun verlässt. Lawrence ist ein Hallodri, ein Spieler, der Hattie vormacht, dass er bei der Eisenbahn arbeiten würde. Aber er übernimmt Verantwortung, und als sie ihn anruft, um ihm mitzuteilen, dass sie ihren Mann verlassen hat, packt er Hattie samt Baby ins Auto und macht sich mit ihnen auf den Weg nach Baltimore, wo er ein Haus mieten möchte, um Hatties gesamte Kinderschar nachkommen zu lassen. Aber so wirklich vertraut sie ihm nicht, und auch bei Lawrence hat man den Eindruck, dass er sich vor dem Alltag als Familienvater fürchtet und bereits dieses Wissen seine Liebe abkühlen lässt.

In ihrer Familie geht es derweil drunter und drüber. August ist mit der Versorgung der Kinderschar heillos überfordert und scheitert schon an den banalsten Dingen wie Mahlzeiten zubereiten. Er reflektiert seine Ehe und versteht nicht, dass seine Frau gegangen und ihn mit den Kindern zurückgelassen hat. Und offensichtlich nimmt auch er es mit der ehelichen Treue nicht so genau.

Ayana Mathis beschreibt fast schon emotionslos die Geschichte von Hattie und ihren Kindern. Die Sprache ist klar und ohne Schnörkel, mit Sicherheit auch einer guten Übersetzung geschuldet. Aber sie weckt das Interesse des Lesers – und ich würde auf jeden Fall das Buch gerne lesen, weil ich mehr über die Lebensumstände dieser afroamerikanischen Familie erfahren möchte.