Mutmachender Jugendroman, leider wird hier Drogenkonsum verharmlost

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laleli Avatar

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Tilda ist Anfang Zwanzig und lebt mit ihrer kleinen Schwester Ida bei der alkoholkranken Mutter, die nicht nur ein Totalausfall ist, was Fürsorge und Erziehung angeht, sondern auch noch destruktiv und teils gewalttätig.
Tilda jobbt neben ihrem Mathematikstudium im Supermarkt, kümmert sich um Ida und geht zum Ausgleich jeden Tag 22 Bahnen schwimmen.
Das alles wuppt sie so gut, dass sie sogar für eine Promotionsstelle im weit entfernten Berlin vorgeschlagen wird. Noch während sie zweifelt, ob sie die kleine Ida ganz allein bei der Mutter lassen kann, tritt Viktor in ihr Leben. Mit ihm verbindet Tilda nicht nur das gemeinsame Hobby Schwimmen, sondern auch eine Tragödie aus der Vergangenheit. Und während eine ganz besondere Beziehung zwischen den beiden entsteht, beginnen sich die Dinge des Lebens langsam zu regeln.

Wie sehr wir es lieben, solche Geschichten erzählt zu bekommen: Eine starke junge kluge Frau, viele Probleme, die überwunden werden und dann noch eine ganz zarte Liebesgeschichte.

Natürlich kann man hoffen, dass junge Menschen mit ähnlichen Problemen Kraft und Mut ziehen können aus der Resilienz, der Vernunft und dem Verantwortungsgefühl der Heldin. Und dass dann, genau wie in der Geschichte, alles gut wird. Oder wenigstens ein bisschen besser.

Aber ist die unverwegte Tilda nicht eine zu starke Heldin? Es gibt wohl nicht viele Menschen, die mit solchen Belastungen ähnlich positiv umgehen könnten. Zumindest nicht ohne Hilfe und schon gar nicht in so jungen Jahren.

Zwar hat auch Tilda Fehler gemacht und in der Vergangenheit Drogen genommen (sogar Halluzinogene), aber es scheint ihr nicht geschadet zu haben. Das bisschen Horrortrip hat sie jedenfalls gut weggesteckt, ohne weitere Folgen.
Dass in der Realität solche Drogen jungen Leuten das Hirn kaputt machen und das Leben zerstören, kommt hier nicht zur Sprache. Der Alkoholismus der Mutter ist als Riesenproblem dargestellt (was er ja auch ist), aber auf Parties kiffen und auch härtere Drogen zu nehmen, ist offenbar eine Kleinigkeit und gehört zum Jung-sein dazu.
Ich möchte die an sich sehr schön geschriebene und auch ermutigende Geschichte ja nun nicht durch eine Moralpredigt schlecht reden. Aber den Vorwurf, dass hier Drogenkonsum (und sogar Dealen) verharmlost wird, muss sich die Autorin aus meiner Sicht gefallen lassen.