Tatsächlich ein toller Wurf
Der Klappentext hat mich zu Beginn hier zwar tatsächlich nicht ganz abgeholt, obwohl Tropen (zusammen mit der ganzen Klett-Cotta-Gruppe unzweifelhaft einer der bestkuratierten und -lektorierten Verlage Deutschlands) für mich eigentlich über jeden Verdacht erhaben ist. Aber tatsächlich entwickelt sich in der Leseprobe aus einer eher kleinen Geschichte ein regelrechter Sog, der ganz eng mit der begnadet geschilderten Protagonistin verflochten ist. Hannah Krause-Bendix ist eine Offenbarung: der Prototyp einer eigentlich verbitterten Autorin, die längst nur noch fürs Verlagsprestige und die Rentner im Feuilleton schreibt, aber in ihrer mitleidlosen Schrulligkeit tatsächlich Sympathiepunkte einsammelt. Hannah, und nur Hannah, würde ich auch zum Polarkreis begleiten, um zu sehen, was sie aus ihrer Situation macht. Aber auf jeden Fall nach Island, wo es sie ja demnächst "zur Strafe" hinverschlagen dürfte. Großartiger Romaneinstieg, und der Beweis dafür, dass auch klassische skandinavische Thriller neben ironischen Brechungen auch durchaus mal einen literarischen Schreibstil haben dürfen, ohne gleich die Kundschaft zu verschrecken. Muss ich haben!