606

stark und unbeugsam

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elohym78 Avatar

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Voller Erwartung blicken die Gefangen und Wärter des Pronghorn Gefängnis auf den Tag. Denn heute gibt es das jährliche Softballspiel und alle freuen sich auf diesen Tag. Bis plötzlich ein Schuss ertönt und der Busfahrer der Gäste tot am Steuer zusammenbricht. Kurz darauf ertönt eine Lautsprecherstimme und verlangt die Freilassung aller Gefangenen. 606 Gefangen gelingt die Flucht. 606 Schwerverbrecher auf dem Weg nach Las Vegas. Oder eher 605, denn einer möchte seine Unschuld endlich beweisen.

Das Cover zeigt eine Horde flüchtender Sträflinge, die sich schnellen Schrittes auf in die Wüste machen, weg vom Pronghorn Gefängnis. Ich finde das Bild sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es alles widerspiegelt: Die Flucht, die Hitze und Urgewalt der Wüste, die Flucht und die Masse der Flüchtenden. Und gleichzeitig liegt eine gewisse Spannung und Bedrohlichkeit über allem. Zusammen mit dem Klapptext ließ es mich zu diesem Buch greifen.

Candice Fox hat einen schnellen, spannenden und faszinierenden Schreibstil, der mich an ihr Buch fesselte! Sie schildert den Gefängnisausbruch so detailliert, wie in einem Hollywood Film! Fast konnte ich den heißen Wüstensand spüren, den Blutgeruch wahrnehmen und die Angst der Bevölkerung auf der Zunge schmecken. Zwischendurch, quasi im Vorbeigehen, erzählte die Autorin die Straftaten der Insassen, je nachdem, von welcher Flucht sie gerade berichtet. Dadurch unterstreicht Candice Fox nur noch die bedrohliche Stimmung, da der Gefängnisausbruch für die Verbrecher ein Segen ist und aus deren Sicht das meiste geschildert wird. Ganz großes Kopfkino! Mir fiel es denkbar schwer, das Buch auch nur einen Moment aus der Hand zu legen, da die Handlung immer wieder unvorhersehbare Wendungen nahm, denen ich atemlos folgte.

Ohne die interessanten und eigenwilligen Charaktere, hätte mir das Buch allerdings kaum so gut gefallen! Die Personen verleihen der Handlung erst den letzten und entscheidenden Kick in die Thriller-Richtung. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Celine Osbourne, eine Schließerin im Todestrakt, die die ihr anvertrauten Häftlinge fast so gut kennt, wie sich selbst. Denn durch einen alles verändernden Amoklauf in ihrer Jugend, kennt Celine das Gesicht des Bösen. Und in John Kradle, findet sie all das Grauen wieder, dass sie erleben musste. Dass ausgerechnet er flieht, um seine Unschuld zu beweisen, ist für Celine ein schlag ins Gesicht. Trotz Misstrauen, findet sie Unterstützung in dem smarten Ex-Häftling Keeps, der ihr bei der Suche nach Kradle hilft. Celine ist eine Einzelgängerin, eine Einzelkämpferin, deren Stärke ich sehr bewundere. Aufgeben kennt sie nicht; jede Aufgabe nimmt sie an und nutzt sie, um an ihr zu reifen und zu wachsen.
Doch mindestens genauso interessant fand ich die Einblicke in die Gefängniswelt, die Candice Fox ihren Lesern anhand des geflüchteten Schwerverbrechers John Kradle schildert. Denn die berichtet nicht nur trocken von dem Alltag eines Gefangenen, sondern auch, wie ermüdend und abstumpfend dieses Leben ist. Unweigerlich zog ich Vergleiche zu Zootieren. Nur, dass die jeder liebt. Die Autorin beschönigt nichts, zeigt einfach nur auf uns lässt jeden selbst seine Schlüsse ziehen.
Das Buch lebt förmlich von den starken und unbeugsamen Charakteren. Egal, ob es sich um die Guten, oder die Bösen handelt. Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsst, würde ich sagen: Stark!

Mein Fazit
Spannung von der ersten bis zur letzten Seite! Absolut lesenswert!