Lebensläufe

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holzfrieden Avatar

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Cora Stephan hat mich mit ihrem Buch " Ab heute heiße ich Margo" vom ersten bis zum letzten Satz überzeugt. Es ist ihr unglaublich gut gelungen, die zeitlichen Abschnitte " Drittes Reich - Deutschland West, Deutschland Ost - Nach dem Mauerfall " miteinander zu verknüpfen. Wir haben es mit zwei weiblichen Protagonistinnen, Margo und Helene, zu tun, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges fast so etwas wie Freundinnen waren, sich später aber durch Schicksalsschläge, Missverständnisse und unterschiedliche Lebensumstände ( West- und Ostdeutschland) feindlich gegenüber stehen. Was hat sie zu Rivalinnen gemacht? Die Liebe zu ein und demselben Mann - was sonst? Er, Alard, ist allerdings kein schlechter Mensch, ganz im Gegenteil, er hat Helene mehr als einmal das Leben gerettet und sich auch um Margo gekümmert. Wie es zu den tragischen Missverständnissen in aller Leben kam, müsst ihr selber lesen.
Margo und Helene wachsen beide im Osten Deutschlands auf. Währen des Krieges ist Helene im KZ interniert und erleidet dort unsagbare Grausamkeiten. Nur dadurch, dass Stephan mit Rückblenden, die sich immer wieder mit späteren zeitlichen Ebenen abwechseln, kann man diese Schilderungen überhaupt nur aushalten. Helene wird ihr Leben lang benutzt. Margo geht nach Kriegsende in den Westen und entwickelt sich dort zu einer für die damalige Zeit ungewöhnlich emanzipierten Frau. Aber auch sie ist nicht glücklich. Beide Frauen werden zu Spionagezwecken von den jeweiligen Geheimdiensten angeheuert, Helene sehenden Auges, Margo eher naiv und gutgläubig. Für beide hat diese Arbeit Konsequenzen.
"Aber vielleicht hat der Krieg in allen nur zum Vorschein gebracht, was in ihnen angelegt war? Ich, dachte Margo, ich tue meine Pflicht, wie immer,noch immer.(...) Deutsche bin ich,bis auf die Knochen. Pflichterfüllung hat uns in den Abgrund getrieben, Pflichterfüllung hat uns wie der Phönix aus der Asche wieder aufsteigen lassen. Aber soll Pflicht das Einzige sein in einem Menschenleben?"( S. 384)
Margo und Helene tun beide das, was sie für ihre Pflicht halten - wirklich belohnt werden sie dafür allerdings nicht.
Es ist schwer, genau zu sagen, worin die Faszination dieses Buches besteht. Der Schreibstil gehört in jedem Fall dazu. Kein Kitsch, keine Klischees, ehrliche Schilderungen, sehr genau recherchierte geschichtliche Zusammenhänge, einfach die Authentizität - das alles macht dieses Buch so wunderbar.