Unverwechselbar Anna Gavalda

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lesemöwe Avatar

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Es braucht nur die ersten Sätze und sofort erkennt man diesen unverwechselbaren Stil von Anna Gavalda, der schon den Charme ihrer anderen epischen Texte wie z.B. "Zusammen ist man weniger allein" (Roman) und "Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet" (Erzählungen) ausmacht: kurze Sätze, eigenwillige, sperrige, aber spritzige und unkonventionelle Wortwahl gepaart mit unglaublichem Bildreichtum zeugen davon: "Letzte Kollegen, letzte Drinks, die letzten abgenutzten Witze, Flaute für etwa eine Stunde, dann endlich räkelt sich Paris: Taxen streifen umher, junge Frauen kommen aus den Löchern gekrochen, der Wirt dämpft das Licht, und die Kellner werden jünger." (Seite 39).
Ebenso unkonventionell und spritzig die Hauptfigur aus der Geschichte, die in Ansätzen in der Leseprobe präsentiert wird: Mathilde Salmon, vierundzwanzig Jahre alt, offiziell Kunstgeschichtsstudentin, aber angestellt bei ihrem Schwager: "Ich arbeite zu Hause, in meinem eigenen Rhythmus und schwarz, habe tausend Namen, tausend Adressen, tausend Pseudonyme und genauso viele Avatare und verfasse den ganzen Tag gefakte Kommentare." (Seite 42). Sie erzählt von ihrem Leben, das in Unruhe geraten ist: "Ja, ich bin selbst für meine Unruhe verantwortlich, ich ganz
allein. Seit drei Monaten geht das jetzt schon so, ich kann
nichts mehr genießen, gehe nicht mehr aus, trinke nichts
mehr, ich … Es geht bergab mit mir." (Seite 46) und tut dies mit einem Witz und Humor, mit Ironie und Übertreibung, dass man nicht anders kann, als sie ins Herz zu schließen, sich ihrem rasanten Tempo hinzugeben und ihrer Geschichte zu folgen....