Mitten aus dem Leben gegriffen …

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herbstrose Avatar

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Fünf Kurzgeschichten aus Paris, fünf Menschen, fünf Schicksale, mitten aus dem Leben gegriffen, die berühren und ergreifen - und die durch einen kleinen Anlass eine andere, eine vielleicht bessere, Wendung nehmen:
Da ist zunächst Jeannot, dessen Ehe nach dem Tod seines Sohnes zerbrochen ist. Erst der Tod seines Hundes scheint die Eheleute wieder zusammen zu führen.
Dann ist da Mathilde, die ihre Handtasche mit 10.000 EUR, die ihr nicht gehören, verloren hat und die sich ganz allmählich in den ehrlichen Finder verliebt.
Pierre erkennt erst, als er eines Tages unerwartet in die Schule seines Sohnes gerufen wird, wie viel ihm seine Familie bedeutet und wie viel Kraft er daraus schöpft.
Das vermeintlich glückliche Familienleben eines Nachbarn ist für Yann der Anlass, alle Brücken hinter sich abzubrechen und sein Glück in den Weinbergen im Süden Frankreichs zu versuchen.
Zuletzt erfährt man von Ludmilla, genannt Lulu. Auf einer Party lernt sie einen jungen Mann, der sich selbst Dichter nennt, kennen, findet ihn nett und möchte mit ihm schlafen - sie landen im Hotel. Frühmorgens verlässt sie ihn, ohne ihre Adresse zu hinterlassen. Sie schämt sich, dass sie nur eine schäbige Wohnung in einem schäbigen Viertel hat und weiß, dass sie wieder leiden wird. Es ist wie immer, und doch ist es diesmal anders: Er hat ein Gedicht geschrieben, nur für sie.

Wie immer sind Geschichten von Anna Gavalda nicht leicht zu lesen und der Sinn erschließt sich meist erst zum Schluss. Gerne springt sie zwischen den Zeiten und lässt ihre Figuren in Erinnerungen schwelgen. Auch die Gegenwart ist manchmal vage, so dass dem Leser viel Raum für eigene Gedanken und Schlussfolgerungen bleibt. Ausdrucksstark und vielschichtig sind die Charaktere ausgearbeitet, jede für sich eine Person mit Ecken und Kanten, aber auch mit liebenswerten Eigenschaften ausgestattet. Jede der fünf Erzählungen hat ihren eigenen Schreibstil, aber eines haben alle gemeinsam, die Protagonisten stehen an einem Wendepunkt ihres Lebens.

Fazit: Wer Gavaldas Romane und ihre Art zu schreiben liebt, wird auch ihre Kurzgeschichten mögen.