Adieu, Sir Merivel

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Sir Robert Merivel lebt im England des 17. Jahrhunderts unter der Regentschaft von King Charles. Diesem bringt Merivel eine große Zuneigung entgegen, war er doch sein Vertrauter und verstand es wie kein anderer, den König zu unterhalten. Nun plagt Merivel auf seinem einst vom König überschriebenen Anwesen Bidnold die Frage nach seiner Funktion auf Erden und wie er wohl aus dieser Welt scheiden wird. Dies ist typisch für ihn, da er von sehr melancholischem Wesen ist. Kurzentschlossen bricht er nach Frankreich auf, um seine ärztlichen Dienste dem Sonnenkönig, Ludwig XIV., anzubieten. Auf Versailles hat er leider kein Glück. Stattdessen lernt er Louise de Flamanville, Frau des Oberst der Schweizer Garde, kennen und lieben. Diese Begegnung wird seine Zukunft maßgeblich beeinflussen.

Rose Tremains Roman „Adieu, Sir Merivel“ ist in drei Große Teile gegliedert, gefolgt von einem kurzen Monolog. Insgesamt gibt es 37 Kapitel, die eine angenehme Länge haben und jeweils noch einmal durch Absätze gegliedert sind. Gerade dies führte dazu, dass ich das Buch teilweise nur schwer aus der Hand legen konnte.

Tremain hat ihre Geschichte um Merivel in einer wunderbaren Sprache verfasst. Es hat mir einfach Spaß gemacht, in die Geschichte einzutauchen. Man sagt ja, ein Buch in der Originalsprache sei nahezu unschlagbar. Bei dieser Übersetzung kann ich mir allerdings nur schwer vorstellen, dass das Englische sprachlich sehr viel besser sein kann. Sprachlich wirklich top!

Den Protagonisten Robert Merivel hatte ich bereits nach den ersten Seiten in mein Herz geschlossen. Er ist einfach sympathisch, zumal er alles andere als perfekt, ja sogar ein wenig tollpatschig ist. Dies in Kombination mit der gelungenen Versprachlichung sorgt im Laufe des Buches für wirklich köstliche Augenblicke. Besonders gefallen haben mir auch die anfänglichen Schilderungen über das Leben in Schloss Versailles, das bei weitem nicht so prunkvoll ist wie man meinen könnte. Wirklich ans Herz gegangen ist mir Merivels Verbindung zu seinem Bediensteten Will Gates, welcher ihm bis ins hohe Alter treu ergeben ist. Inhaltlich sind für mich allerdings auch ein paar Fragen offen geblieben. Ich habe das Gefühl, nicht alles erfahren zu haben, was in Merivels Vergangenheit geschehen ist. Zwar wird dies immer wieder angerissen, aber ganz ergeben hat sich für mich z.B. nicht, wann und warum Bidnold Merivel wieder zurückgegeben wurde, Jahre nachdem er es räumen musste.

Fazit: Das Buch hat mir Spaß gemacht! Ich habe gerne mit Merivel zusammen die Höhen und Tiefen seiner „besten Jahre“ durchlebt, die teilweise wirklich ergreifend waren. Ich empfehle das Buch ohne Frage weiter, v.a. an geduldige Leser, die sich auch an längeren Ausführungen erfreuen können, ohne gleich das Gefühl zu haben, es würde nichts geschehen.