Deprimierend und ohne Spannung

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rebekka Avatar

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Du meine Güte, was hat sich Rose Tremain nur dabei gedacht, als sie diesen Roman schrieb? Bei seiner Lektüre sind ja sogar unheilbare Frohnaturen in Gefahr, trübselig zu werden! Sir Merivel, der in dem Vorgänger-Band „Des Königs Narr“ noch als derbe, aber muntere und witzige Persönlichkeit dargestellt wurde, mutiert hier zu einem freudlosen Alten, dem ein Unglück nach dem anderen widerfährt. Seine erste Frau, eine Maitresse von König Charles II., fristet in einer zugigen Dachkammer des königlichen Schlosses ein jämmerliches Leben als Geistesgestörte, seine Tochter erkrankt schwer an Typhus, eine seiner Geliebten stirbt elendiglich an Brustkrebs, sein Besuch beim Sonnenkönig in Versailles gerät zum reinsten Desaster, seine Diener, alt und tüdelig, sind mehr Last als Hilfe, und als der König stirbt, fällt auch noch die lebensnotwendige Unterhaltszahlung weg. Die Krönung des Ganzen ist der überaus deprimierende Schluss, der mit dem unwürdigen Tod des einst so fröhlichen Arztes endet.
Das alles erzählt Rose Tremain zwar recht flüssig. Aber das Geschehen plätschert trotz inhaltlichen Auf- und Abs ohne dramaturgische Höhepunkte einfach vor sich hin. „Spannung kommt zunächst noch nicht auf, aber wahrscheinlich ändert sich das noch“, schrieb ich in meinem Leseeindruck. Selten habe ich mich so geirrt! Keine der Personen eignet sich zur Identifikation - entweder weil sie unsympathisch sind, oder weil sie blass und ohne rechte Konturen bleiben.
Schade, der erste Band las sich richtig nett.