Ein Leben für den König

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botte05 Avatar

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Rezension: Rose Tremain, Adieu, Sir Merivel, Insel Verlag, Roman, gebundene Ausgabe, 445 Seiten, 19,95 €, Erscheinungsdatum: 21.01.2013

„Rose Tremains glanzvoller neuer Roman präsentiert eine Epoche und in ihr eine Person, die man nicht vergisst: Sir Merivel, Medicus, Lebemann und Vertrauter des englischen Königs Charles II.“ – Zitat Klappentext

In diesem Roman begleite ich Sir Robert Merivel, in ernsthaften Angelegenheiten und vom König „Merivel“ genannt, auf seinem Weg in den Jahren 1683 – 1685. Sir Merivel neigt zu starker Melancholie und Selbstmitleid und denkt zumeist erst einmal an sich. Sein ganzes Glück und Stolz ist seine Tochter Margaret, welche jedoch fast erwachsen und auf dem Weg in ein eigenes Leben ist, was ihn wiederum Trübsal blasen lässt. Sir Robert stammt ursprünglich aus einfachen Verhältnissen, hat jedoch die Gunst des englischen Königs Charles II erlangen können, da er ihn zum Lachen bringt. Diesem Umstand verdankt Sir Robert sein Heim Bidnold Manor und einen jährlichen königlichen loyer.

Sein Lebensfrust bzw. seine Reiselust führt ihn – versehen mit einem Empfehlungsschreiben des englischen Königs – nach Versailles, an den Hof des französischen Königs Louis, um dort als Arzt eine Anstellung zu erhalten. Sein Besuch bei Hofe verläuft gänzlich anders als erwartet, jedoch lernt er hier die charmante Louise de Flamanville kennen und lieben.

Wieder daheim auf Bidnold Manor erwarten Merivel schwere Zeiten. Krankheiten, ein extrem harter Winter, Geldsorgen und ein unerwarteter Besuch des Königs, welcher unterhalten und verköstigt werden will. Wenn er auch sonst dazu neigt, sich in Überlegungen hinsichtlich möglicher zukünftiger Probleme zu ergehen, ohne eine handfeste Lösung herauszuarbeiten, ist Merivel im Angesicht tatsächlicher Probleme oder akuter Aufgaben stets zuverlässig, hilfreich und lösungsorientiert zur Stelle. Als sein Leben wieder in ruhigeres Fahrwasser gerät, reist er in die Schweiz zu seiner Louise, um von dort dringend an das Krankenbett des englischen Königs gerufen zu werden.

Rose Tremain ist mit „Adieu, Sir Merivel“ ein guter historischer Roman gelungen. Die Handlung ist jederzeit problemlos zu verfolgen. Die Sprache ist der jeweiligen Situation angemessen; stilvoll gestelzt bei Hofe, deftig, herzhaft und deutlich abseits des königlichen Glanzes, so dass man sich gut in die jeweiligen Situationen hineinversetzen kann (manches wollte man so genau dann doch nicht wissen...).

Der Schutzumschlag ist wie eine hochherrschaftliche Tapete gestaltet, welcher der sichere Verfall schon anzusehen ist; das Buch ist in güldenes Leinen gebunden, was wiederum königlich anmutet, so dass mir die Covergestaltung durchaus passend zum Inhalt erscheint.

Anderen Rezensionen auf vorablesen.de habe ich entnommen, dass es sich bei „Adieu, Sir Merivel“ um eine Fortsetzung handelt. Die Unkenntnis eines entsprechenden Buch-Vorläufers stellt bezüglich des Verstehens dieses Romans für mich kein Problem dar.

„Du wirst lachen, Du wirst weinen“ – Zitat Buchvorstellung vorablesen.de – dem kann ich mich nicht voll anschließen. Das Gleiche gilt für die doch sehr hoch angesiedelten Kritiken auf dem Buchrücken. Ich war an der einen oder anderen Stelle amüsiert und an der einen oder anderen Stelle betroffen/traurig sowie stets gut unterhalten. Ich habe gerne Sir Roberts Leben begleitet, habe jedoch schon weitaus unterhaltsamere oder ergreifendere historische Romane gelesen.