Ein wahrlich königliches Buch

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„Adieu, Sir Merivel“ von Rose Tremain hat aus zwei Gründen meine Aufmerksamkeit erregt: 1) Ist die Umschlaggestaltung einfach wunderschön. 2) Hatte ich schon lange mal wieder Lust auf einen anspruchsvollen und literarisch anspruchsvollen historischen Roman. Leider fällt einem in diesem Bereich ja auch oft Schund in die Hände. Umso glücklicher war ich, als ich zu den 100 Vorablesern dieses Romans zählte. Grund 1 wurde noch übertroffen als ich das Buch dann tatsächlich in den Händen hielt. Beim Lesen entferne ich immer den Schutzumschlag um ihn zu schonen. Was darunter zum Vorschein kam hat mein kleines Prinzessinnenherz höher schlagen lassen. Das Buch ist golden! Ja genau wie man sich das Buch des Nikolaus vorstellt und wie es einer königlichen Geschichte entspricht. Ich muss mir tatsächlich überlegen, ob dieses Werk mit oder ohne Schutzumschlag einen Platz in meinem Bücherregal finden wird. Wie man liest waren die Vorbedinungen für dieses Buch außergewöhnlich gut. Schon vor der ersten Seite war ich begeistert und konnte so voll guter Hoffnugn in die Welt des 17. Jahrhunderts abtauchen und Sir Merivels Geschichte folgen.
Leider war mir der Vorgänger unbekannt und ich starte so ohne Vorwissen in dieses Werk. Das hat allerdings dem Lesegenuss keinen Abbruch getan. Der gealterte Sir Merivel verlässt sein gewohntes Umfeld in England und begibt sich an den französischen Hof. Dort verliebt sich der melancholische alte Mann in die Louise der Flamanville und sein Leben wird turbulenter.
Wer für seinen Lesegenuss leichte Sprache, viel Humor und einen Spannungsbogen sucht ist hier falsch. An manchen Stellen scheint die Geschichte nur so vor sich hin zu plätschern. Noch dazu ist die Stimmung eher düster und traurig. Das Ganze könnte durchaus deprimierend sein, wenn nicht die glanzvolle und historisch authentische Sprache wäre, die das Buch einfach unwiderstehlich macht. Natürlich ist die Sprache dadurch nicht unbedingt eingängig und ich muss sagen, dass ich deutlich länger pro Seite brauche, als dies bei anderen Büchern der Fall ist. Dafür ist der Genuss aber auch umso größer. Die Sprache baut direkt Bilder vor meinem Inneren Auge.
Fazit: Von mir gibt es 4 Sterne für Gestaltung, Sprache und Authenzität. Genau das habe ich mir von diesem Werk erwartet. Optimiert werden könnte es nur mit noch ein wenig mehr Spannung innerhalb der Handlung. Das fehlt für die Perfektion der 5 Sterne. Mein Anliegen, ein guter historischer Roman, wurde allerdings voll erfüllt.