Freud und Leid

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timphilipp Avatar

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Die mir bis dahin noch unbekannte Autorin Rose Tremain hat ihren Roman in den Jahren 1683 ff. angesiedelt.
Unser Protagonist Sir Robert Merivel, 57 Jahre alt, verfällt auf seinem Landsitz Bidnold Manor zusehends der Depression und Melancholie. Auf Anraten seiner Tochter will er seinem Leben einen Sinn geben und drohender Verzweiflung entkommen. Er begibt sich auf Europareise. Wir begleiten ihn auf den einzelnen Stationen – nach Versailles, wo Merivel Leibarzt des Sonnenkönigs werden will, in die Schweiz auf das Anwesen der von ihm für die Liebe seines Lebens gehaltenen Louise de Flamanville u.a.m.
Es handelt sich um einen historischen Roman. Der Schreibstil ist mit seiner altertümlichen Ausdrucksweise der Epoche, in der er spielt, angepasst. Deshalb kann der Leser leicht in diese vergangene Zeit eintauchen.
Obwohl viel Trauriges zu lesen ist und Merivel von einem Unglück ins nächste gerät – seine Tochter erkrankt schwer, seine Geliebte stirbt an Brustkrebs, sein treuer Diener verfällt im Alter zusehends, der englische König stirbt -, ist das Ganze doch recht humorvoll dargestellt. Merivel muss man einfach ins Herz schließen. Denn seine Liebe zu seiner Tochter und dem König sind unverbrüchlich, wenngleich er eigentlich ein Luftikus, Schlitzohr, Lebemann und Frauenheld ist.
Zur besseren Einordnung hätte vielleicht deutlich gemacht werden können, dass es sich bei dem Roman um die Fortsetzung von „Des Königs Narr“ aus 2006 handelt. Auf Hinweise zur Existenz eines Vorgängerromans wird man durch die Rückblicke auf Merivels Leben recht bald gestoßen. Um die Handlung zu verstehen, muss man den früheren Roman aber nicht notwendig gelesen haben.
Ein Lob verdient abschließend die Aufmachung des Buches. Das Cover ist als zerschlissene Tapete gestaltet und passt so vorzüglich zu dem alternden Merivel.
Ein Buch, das zu lesen ich empfehlen kann.