Sir Merivel auf der Suche...

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hellga Avatar

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Sir Robert Merivel ist ein äußerst sympathischer Protagonist, er weiß dass er nicht ohne Fehler ist, ist nachdenklich und sensibel. Mit seinen 57 Jahren hat er schon viel erlebt, und eigentlich ist er auch zufrieden. Allein mit seiner hübschen Tochter Margaret, seinem treuen Diener Will und den restlichen Angestellten fühlt er sich jedoch ein wenig einsam. Margaret sollte außerdem langsam verheiratet werden, Will kommt in die Jahre und kann seinen Aufgaben eigentlich nicht mehr so ganz gerecht werden. Ein neues Abenteuer muss her! Als Günstling des Königs Charles II. holt er sich von diesem einen Empfehlungsbrief und reist nach Frankreich. Am Hof wird er allerdings nicht zum König vorgelassen. Unter mehr schlechten als rechten Umständen haust er dort zusammen mit einem Uhrmacher in einem kleinen Zimmer, und positiv ist eigentlich nur die Bekanntschaft mit Louise de Flamanville, deren Mann mehr Gefallen an jungen Soldaten findet als an Frauen und Merivel zu ihrem Liebhaber macht.

Mit viel direktem und indirektem Witz beschreibt Rose Tremain Sir Merivels Abenteuer. Dabei nimmt die Autorin kein Blatt vor dem Mund, auch wenn Mutter Natur ruft und die Gelüste des Körpers sich melden. Das Ganze klingt dabei aber nicht plump, sondern trägt sehr zum Charme der ganzen Geschichte bei, die ehrlich und natürlich wirkt. Der Schreibstil ist locker und altertümlich, was ich so noch in keinem Buch kennengelernt hab und was mir sehr gut gefallen hat. Es gibt keinen wirklich roten Faden der sich durch das Buch zieht, vielmehr handelt es um mehrere Handlungsstränge, bei denen einer zum anderen führt. Dadurch kommt zwar kein großer Spannungsbogen zustande, der Leser will aber trotzdem wissen wies weitergeht, im Leben von Sir Merivel. Am Ende tritt leider das ein, was man schon die ganze Zeit geahnt hat aufgrund des Buchtitels. Als der König stirbt, Margaret verlobt ist und Merivel nach seiner Rückkehr nach Bidnold feststellen muss dass sein Grund und Gut vollkommen heruntergekommen ist und auch noch sein treuer Gefährte Will tot ist, geht es bergab mit ihm. Auf einem Haufen schmutziger Kleider in der Wäscherei seiner Lieblings-Prostituierten und Freundin liegend stirbt er, ein Abgang der aber irgendwie zu seinem Leben passt. Wir werden dich in der Tat vermissen: Adieu, Sir Merivel!