Wir werden niemals wissen, wann uns etwas gegeben und wann es uns genommen wird.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mysty Avatar

Von

Man schreibt das Jahr 1683 und in England ist immer noch Charles II. König. Sein Vetrauter Robert Merivel, Medicus und Lebemann, lebt gemeinsam mit seiner Tochter Margaret, seinem Diener Will, dem Koch Cattlebury und dem Rest seiner Bediensteten ein beschauliches Leben auf Bidnold Manor. An seiner Dienerschaft wird ihm klar, dass auch er in die Jahre gekommen ist. Ein wenig melancholisch blickt er in die Vergangenheit, sucht in Gedanken immer wieder das Gespräch mit seinem verstorbenen Freund John Pearce und kann sich nicht wirklich damit abfinden, dass er mit seinen 57 Jahren nicht mehr viel erleben wird. Als seine Tochter beschließt, Bidnold Manor für einige Woche zu verlassen und nach Cornwall zu reisen, befürchtet Merivel in Depressionen zu versinken und beschließt deshalb ebenfalls auf Reisen zu gehen. Zunächst besucht er König Charles, um von ihm ein Empfehlungsschreiben an dessen Cousin LouisXIV. von Frankreich zu bekommen und macht sich dann auf den Weg nach Versailles. Die Reise gestaltet sich nicht ganz einfach und nach der Ankunft in Frankreich wird es für Merivel nicht leichter. Der einzige Lichtblick ist die Begegnung mit der schönen Louise, in die sich Merivel verliebt. Doch auch diese Begegnung bereitet Sir Merivel weitere Schwierigkeiten und bei allen positiven und negativen Erlebnissen bleibt eine Tatsache bestehen, Sir Merivels Ära neigt sich dem Ende zu.

 

Rose Tremain lässt ihren Hauptcharakter seine Lebensgeschichte in der Ich-Perspektive erzählen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen und die Sprache passt sehr gut zu der Zeit in der die Handlung spielt. Am nächsten fühlt sich der Leser aufgrund der Erzählform natürlich dem Hauptcharakter, denn die anderen Charaktere lernt er ja nur durch dessen Augen und mit dessen Bewertungen kennen. Vertieft wird diese Sicht durch die "fiktiven" Dialoge mit dem verstorbenen Quäkerfreund Pearce, der in einigen Belangen eine andere Sicht auf die Welt hat. Immerwieder gibt es auch Rückblicke auf die Vergangenheit von Robert Merivel. So entsteht eine sehr umfassende, manchmal amüsante, stellenweise philosophische,immer etwas melancholisch-angehauchte Lebensgeschichte eines Emporkömmlings des 17.Jahrhunderts.

 

Auch wenn es mir nicht leicht fällt, die Handlung und das Ansprechende dieses Romanes in Worte zu fassen, habe ich dieses Buch wirklich sehr gerne und zügig gelesen. In weiten Teilen passieren in diesem Roman nicht wirklich weltbewegende bzw. spannungsgeladene Dinge, doch lebt die Handlung dann vorallem von der Zeit in der der Roman spielt und auch ein wenig von den Eigenarten des Hauptcharakters und seinen Gefühlen und Zweifeln. In der zweiten Hälfte wurde mir ein wenig zu viel "geschissen" und "gepisst", wo bei die Wortwahl vermutlich der Sprache des 17.Jahrhunderts angemessen ist. Nichtsdesdotrotz macht auch die Sprache und der Schreibstil  dieses Buch besonders. Alles in allem fühlte ich mich trotz oder wegen des melancholischen Grundtones von Sir Merivel wunderbar unterhalten.

Dieses Buch ist empfehlenwert für Leser, die gerne "historische Lebensgeschichten mit einem Augenzwinkern" lesen. Da ich erst nach der Lektüre erfahren habe, das es einen Vorgängerroman gibt, kann ich mit Sicherheit sagen, dass dieser Roman auch ohne Vorkenntnisse gut unterhält.