Umbrüche

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noiram Avatar

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Die Art, wie die Autorin die Atmosphäre und die Veränderungen im Vorort beschreibt, ist wirklich eindringlich. Man spürt förmlich, wie die "fröhliche Bombe des Kapitalismus" in den alten Konsumladen einschlägt und alles auf den Kopf stellt. Besonders gut gefällt mir, wie die Kinder, allen voran die Erzählerin, diese Umbrüche wahrnehmen. Die Szenen rund um die Einschulung und den "ergonomischen Rucksack" sind super relatable, und ich konnte das Gefühl der Enttäuschung total nachempfinden.
Die Charaktere, besonders Lenka und Chaline, wirken sehr lebendig. Die Dynamik zwischen den Mädchen ist toll beschrieben, vor allem wie Chaline mit ihrer rebellischen Art den Schulalltag aufmischt. Ich musste schmunzeln, als sie den Tintenkiller benutzt, obwohl er verboten ist. Das zeigt so schön, wie Kinder versuchen, sich in einer sich verändernden Welt zurechtzufinden. Die Geschichte mit Frau Schiller und den "Reichsadlern" im Garten ist mysteriös und regt die Fantasie an. Man merkt, dass die Erwachsenen ihre eigenen Sorgen haben, die die Kinder nicht immer verstehen, aber irgendwie spüren.
Das Ende der Leseprobe, besonders die Szene mit dem Eierlikör, ist schockierend und traurig zugleich. Es zeigt die Überforderung und die teils hilflose Reaktion der Erwachsenen auf die neuen Verhältnisse. Auch der Kontrast zwischen der Werbung und der Realität der Produkte im Supermarkt ist sehr treffend und regt zum Nachdenken an. Der Schreibstil ist flüssig und die Beschreibungen sind sehr bildhaft. Ich bin gespannt, wie es mit den Mädchen und dem Vorort weitergeht.